Sommernachts- und Tagträume » Sigur Rós erregen mit »Gobbledigook« | Werkstattnotiz LXXXXII

Es ist sehnsuchtsvoller Phantasiepop! Es sind bittersüße Songs aus dem Schattenreich zwischen Traum und Wirklichkeit. Es sind musikalische Botschaften aus der mythischen Zauberwelt. Es sind Songs der unvergleichlichen Band »Sigur Rós«. Nun kündigt sich ein neues Album der Isländer an.

Es ist wohl irgendwann 1998 oder 1999 gewesen – was spielt das heute noch für eine Rolle? – als ich den ersten Song von »Sigur Rós« gehört habe. Sofort vertraut, obwohl fremd und verspielt. Sofort verliebt, obwohl man kein Wort versteht. Seitdem begleiten mich die Isländer mit ihren melancholischen Popstücken, die manchmal an Walgesänge, dann wieder an skandinavischen Lagerfeuer-Hippie-Pop erinnern.

Sentimental, melancholisch, zauberhaft und verzaubernd: die Welt von »Sigur Rós«

1994 fanden sich „Jónsi“ Birgisson, Georg „Goggi“ Hólm und Ágúst Ævar Gunnarsson, um fortan gemeinsam Musik zu machen. Manche kleben das Post-Rock-Etikett auf die Alben von »Sigur Rós«, was zwar nicht verkehrt ist, aber doch ein wenig schief.

Egal: mit ihren zauberhaften, sentimental-entrückten musikalischen Experimenten agieren sie ohnehin in einer eigenen Liga.

Beispiel gefällig? Hier gibt’s das wunderbare „staralfur“ vom 1999 erschienen Album „ágætis byrjun“:

[audio:http://download.sigur-ros.co.uk/sigur_ros-staralfur.mp3]

Heute musizieren die Isländer in etwas veränderter Besetzung: ein vierter Mann ist dazugekommen1 und am Schlagzeug trommelt seit einigen Jahren Orri Páll Dýrason. Unverändert blieb die Tatsache, daß die Liedtexte entweder auf isländisch oder häufig auch in einer Art Kunstsprache – „vonländisch“ – gesungen werden.

Am 23.6. steht das neue Album in den Regalen

Und das gilt auch für das neue Album, das in 3 Wochen erhältlich sein wird. Am 23. Juni 2008 wird mit „Með suð í eyrum við spilum endalaust“2 ein neues Kapitel in der Bandgeschichte eröffnet.

Einen ersten Vorgeschmack geben »Sigur Rós« mit dem seit wenigen Tagen im Web frei verfügbaren Song „Gobbledigook“. Einige Hörer sind irritiert und halten das neue Stück für untypisch. Ich erkenne darin allerdings durchaus charakteristische Sigur-Rós-Elemente und schön finde ich es auch.

Und genauso schön ist das Video, das junge Menschen zeigt, wie sie seltsam schwerelos und entrückt durch Wälder rennen und durch Flüsse hüpfen. Daß sie nackt dabei sind, ist nur konsequent. Führt aber offenbar dazu, daß das Video ständig wieder von youtube entfernt wird.3

Hier allerdings eine Variante, die wieder einmal der unermüdliche Nicorola ausgegraben hat:

Die Tracklist des kommenden Albums liest sich übrigens so:4

  1. Gobbledigook
  2. Inní mér syngur vitleysingur
  3. Góðan daginn
  4. Við spilum endalaust
  5. Festival
  6. Með suð í eyrum
  7. Ára bátur
  8. Illgresi
  9. Fljótavík
  10. Straumnes
  11. All Alright



  1. Kjartan „Kjarri“ Sveinsson agiert seit 1998 am Keyboard. []
  2. Isländisch für „Mit einem Brummen in den Ohren spielen wir endlos…“ []
  3. Und dafür, daß das Video auch an anderen Orten kommentiert wird. Wobei man natürlich nur mit dem Kopf schütteln kann, daß ein vollkommen unverdächtiges Musikvideo, in dem einige nackte junge Frauen und Männer durch die Landschaft turnen, bereits die youtube-Zensoren auf den Plan ruft. Das kann in Zeiten von Charlotte Roches „Feuchtgebiete“ nicht sein, oder? Ist es am Ende gar nicht die Tatsache, daß weibliche Brüste oder männliche Geschlechtsteile zu sehen sind? Denn bei dutzenden anderen Clips auf youtube (v.a. aus dem Hiphop-Genre), spielen doch Sex, Körperlichkeit und Laszivität eine viel größere Rolle. Sind halbbekleidete oder nackte Frauen nur opportun, wenn sie sich auf chromglänzenden Sportwagen räkeln? []
  4. Und man sieht: mit „All Alright“ ist das erste Mal ein englischer Song vertreten. []

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