Zarte, weiße Schneeflocken senken sich gerade über die Stadt und ich überlege, ob ich die Heizung anwerfen soll. Schon erstaunlich, daß binnen weniger Tage das golden-sonnige Herbstwetter von unübersehbarer Winterstimmung abgelöst wurde. Ich habe mich auch gleich von dieser Atmosphäre zum ersten Plätzchenbacken animieren lassen und mir dafür gestern abend das "Rumplätzchen"-Rezept der Hüttenhilfe zurechtgelegt. Der einzige Einwand von meiner Seite: als Plätzchen würde ich die kleinen Lebkuchenstücke nicht bezeichnen, aber es ist alles wie beschrieben gelungen und wer süßes Rumaroma mag, dem sei das Rezept zur Nachahmung empfohlen. Viele Grüße nach Regensburg an der Stelle. ;-)
Das sind also die Vorteile, wenn es draußen schmuddelig und kalt ist: man kann ohne Gewissensbisse Lebkuchen, Spekulatius und anderen weihnachtlichen Süßkram naschen; für Glühwein ist es nach meinem Dafürhalten aber noch zu früh. Nur gut, daß erst vor zwei Tagen die Temperaturen in den Keller gingen – letztes Wochenende (fast hätte ich’s vergessen) wären quasi-arktische Bedingungen wirklich ärgerlich gewesen.
Für mich und v.a. für Martina und Jochen, die am Sonntag beim München-Marathon mitgelaufen sind. Ich war mit anderen Schlachtenbummler(innen) natürlich an der Strecke und habe mich von der Sonne bescheinen lassen. Und war froh, daß ich nicht mitlaufen mußte – die 3:40:41 Stunden von Jochen bei seiner Marathonpremiere und die sehr beachtlichen 3:52:19 Stunden von Martina1 wären ohnehin unerreichbar für mich…
Nun aber zu den Fundstücken der letzten Tage…
»1. Nicht neu, aber diesmal immerhin charmant zeichnend auf den Punkt gebracht: das alte Vorurteil die Berufschancen von Soziologen betreffend… Zu kryptisch? Fleißige Mitleser wissen, daß diese Zeilen von einem Sozialwissenschaftler getippt werden. Und dieser hat zwar noch nicht als Taxifahrer gejobbt, dafür den Chauffeur für verschiedene Film-, Fernseh- und Talkshowprominente gespielt. Gestreikt habe ich in dieser Funktion allerdings nicht…
Aufklärung hier:
»2. Eine der Rubriken, die ich bei der wöchentlichen ZEIT-Lektüre regelmäßig zuerst ansteuere ist die "Stimmt’s?"-Frage von Christoph Drösser. Dort werden Großstadtmythen entzaubert und sonstige naturwissenschaftliche (Alltags-)Fragen beantwortet. Die letzten beiden Wochen hielten einerseits eine Entwarnung, anderseits einen Vorsichtshinweis bereit. Ob man freilich jemals in die skizzierten Situationen kommt?
Für den Fall der Fälle, seien hier die Informationen präsentiert: Wer sich mit dem Gedanken trägt, ein Vollbad in Sekt, Champagner oder anderen Spirituosen zu nehmen, der sollte danach lieber ein Taxi bestellen, um zum nächsten Ort zu gelangen2. Denn auch ohne am Badewasser zu nippen, wird der Alkohol vom Körper aufgenommen… und dem Polizeibeamten zu erklären, daß man nichts getrunken habe, lediglich 50-60 Flaschen Moët entkorkt und darin gebadet habe, dürfte vermutlich Stirnrunzeln hervorrufen.
[…] Ethanol, der Alkohol im Sekt, passiert als eher kleines Molekül auch die meisten Membranen ohne Probleme, etwa die Haut. »Magen und Mundraum gehören zur Außenhaut«, sagt Prinzinger, und über die nehmen wir beim Trinken den größten Teil des Alkohols auf. Je dünner die Haut ist, desto besser können die Ethanolmoleküle eindringen.
Die "gute" Nachricht: wer sich beim Schwimmen in tropischen Gewässern blutende Wunden zuzieht, braucht nicht unbedingt zu fürchten, binnen Minuten von blutrünstigen Haien angefallen zu werden. Zwar ist das Riechorgan von Haien üblicherweise wirklich extrem fein:
Die Nase des Hais ist tatsächlich erstaunlich fein, sie kann gewisse Substanzen in millionenfacher Verdünnung wahrnehmen, bei Riffhaien ist sogar schon gezeigt worden, dass sie Fischextrakte in einer Verdünnung von 1 zu 10 Milliarden wittern.
Aber die Verdünnung im Meerwasser ist dann doch so hoch, daß bei einer kleinen Wunde bereits ein in 30-40 Metern vorbeischwimmender Hai keine Kenntnis mehr nehmen sollte. Abgesehen davon gibt es über 400 verschiedene Haiarten, die in dieser Hinsicht unterschiedliche Präferenzen haben. Beruhigt wäre ich persönlich durch dieses Wissen nicht…
- Drösser, Christoph: Blau in der Wanne, Die ZEIT, 11.10.2007
- Drösser, Christoph: Der Reiz des Blutes, Die ZEIT, 18.10.2007
»3. Eine Meldung, die schon vor 2 Tagen durch die einschlägigen Gesprächskurse kursierte, will ich dennoch nochmals erwähnen: die Max-Planck-Gesellschaft hat bekanntgegeben, den Lizenzvertrag mit dem Springer Verlag nicht über den 31.12.2007 hinaus zu verlängern.
Zur Erinnerung: die wissenschaftlichen Fach- und Großverlage stehen seit einiger Zeit immer stärker in der Kritik, da die Lizenzgebühren für wissenschaftliche Journale viele Bibliotheken und wiss. Einrichtungen in Budgetprobleme bringt. Böse Zungen empfehlen bekanntlich, daß es genau zwei Wege gebe, um sein Geld gewinnbringend und sicher anzulegen: entweder man investiere im internationalen Drogenhandel oder eben in der Branche akademischer Fachzeitschriften.
Die Max-Planck-Gesellschaft teilt mit:
Die Verhandlungen sind gescheitert, weil keine Einigung über ein adäquates Verhältnis von Preis und nachhaltigen Leistungen erzielt werden konnte. "Springer ist von überhöhten Forderungen bis zum Schluss nicht abgerückt; deshalb hat die MPG den Vertrag gekündigt", so Vizepräsident Kurt Mehlhorn. Durch Auswertung der Nutzungsstatistiken und Vergleiche mit anderen wichtigen Verlagen wurde deutlich, dass Springer für die angebotenen Zeitschriften etwa das Doppelte des Preises forderte, den die Max-Planck-Gesellschaft noch für vertretbar erachtet.
Es bleibt nun abzuwarten, ob diese Entscheidung eine größere Breitenwirkung entfaltet und vielleicht sogar Nachahmer findet. Peter Haber vom histnet stellt zutreffend fest:
Die Nachricht ist nicht ganz ohne Brisanz. Mit der Max-Planck-Gesellschaft hat nun erstmals eine der ganz grossen westeuropäischen Wissenschaftsorganisationen dem modernen Raubrittertum von Springer & Co. die Stirn geboten. Die Kündigung könnte ein wirkungsvolles Zeichen sein für mehr Einsatz von Open Access und den schon lange erwarteten Stein ins Rollen bringen.
- Presseerklärung der MPG
»4. Ein genauso spannender, wie unterhaltender Artikel ist mir beim "Bodenseepeter" begegnet. Als Touristikfachmann hatte sich Peter angesehen, welche Kundendaten die verschiedenen Airlines abfragen. Große Unterschiede sollte man hier kaum erwarten, dachte ich. Allerdings wird offensichtlich, daß bereits ein kurzer Blick auf das Datenfeld "Anrede" durchaus tiefgründige Einblicke in die jeweilige nationale Seele erlaubt; mehr als entlarvend, was hier zutage gefördert wird.
Peter stellt augenzwinkernd bereits einige Kategorien bzw. Grundtypen zur Debatte: monarchisch, akademisch, militärisch…? Interessant, wie groß die Unterschiede in so kleinen und an und für sich nebensächlichen Detailfragen sind.
Alle Einzelheiten und die Screenshots der einzelnen Airline-Abfragen hier:
- BodenseePeter: Republikanisch, akademisch oder monarchistisch – wie sehen Airlines ihre Kunden?, 30.9.2007
3 Gedanken zu „Querverweise » Fundstücke, Lesenswertes & Links – 19“
Hallo Marc,
du hast schon recht, typische Plätzchen sind das nicht. Aber Lebkuchen auch nicht so richtig, dafür fehlt einfach die Oblate. Einigen wir uns einfach auf Weihnachtsgebäck. Ich hoffe die Rumbomben haben euch geschmeckt.
Hallo Alin,
ja, zu Lebkuchen fehlt auch noch die Gewürzmischung oder sowas wie Orangeat/Zitronat…, aber auch wenn es schwer fällt eine passende Bezeichnung zu finden („Kokos-Rum-Schnitten“?), es schmeckt hervorragend. Nicht zu süß, nicht zu trocken – genau die richtige Mischung. Passt!