Die Blogosphäre ist weiblich und voller Langstreckenläufer | Werkstatt-Ticker 02

Ticker_02a.jpg» Jan Schmidt, seines Zeichens amtlicher Vermesser der Blogosphäre und ihrer Bewohner, bemüht sich ja spätestens seit der "Wie ich blogge?!"-Studie, einen der hartnäckigsten Web-Mythen zu entkräften: nämlich den des Fast-Food-genährten, männlichen Internet-Nerds.

All denjenigen, die immer noch glauben, bei Bloggern handele es sich fast ausschließlich um männliche Teenager mit Kontaktschwierigkeiten, sei das kurze Interview in der Süddeutschen Zeitung empfohlen.

Dort liest man u.a.:

"Wir wissen aus Befragungen, dass Männer und Frauen unter den Nutzern von Weblogs ungefähr gleich stark repräsentiert sind. Das Irritierende aus unserer Sicht ist aber, dass Frauen „unsichtbarer“ sind, weil der Anteil der Männer in den sichtbaren Blogs – also den Blogs, die oft zitiert werden und verlinkt werden – sehr viel höher ist. In einer Auswertung der 180 meistverlinkten Blogs haben wir festgestellt, dass deren Betreiber zu 75 Prozent männlich waren, obwohl unter allen Bloggern die Geschlechterverteilung in etwa gleich hoch ist."

Nachzulesen hier bei jetzt.de:

Mehr Details bietet die immer noch wichtigste Studie zur Soziodemographie der Bloglandschaft, sowie zu Praktiken und Motiven der Blogger:

  • Schmidt, Jan / Martin Wilbers (2006): Wie ich blogge?! Erste Ergebnisse der Weblogbefragung 2005. Berichte der Forschungsstelle "Neue Kommunikationsmedien", Nr. 06-01. Bamberg. [Den Link findet man hier]

Ganz aktuell hat Jan auch einen PrePrint eines Aufsatzes zur Frage der Geschlechterverteilung in der Blogosphäre online gestellt:

  • Schmidt, Jan (2008): Geschlechterunterschiede in der deutschsprachigen Blogosphäre. In: Alpar, Paul und Steffen Blaschke (Hrsg): Web 2.0 – Eine empirische Bestandsaufnahme. Wiesbaden: Vieweg. S. 75-86. [Den Link für das PDF findet man hier]

 

» Und eine bedenkenswerte Feststellung findet man gestern auch bei Don Alphonso in der Blogbar. Dort skizziert Don in bekannter Manier die Schwierigkeiten der großen Medienverlage, sich mit (redaktionellen) Blogs zu etablieren. Außerdem spricht er die momentane Ernüchterung des allgemeinen Bloghypes an. 

Abschließend betont er einen wichtigen Aspekt: nämlich die Notwendigkeit, daß Blogprojekte beharrlich und mit langem Atem verfolgt werden. Wer schnell, gar binnen weniger Monate einen grandiosen Erfolg erwartet, muß einfach Schiffbruch erleiden.

"Bloggen wirkt schnell und hastig, ist aber, wenn man es ernsthaft betreibt, eine sehr, sehr langfristige Sache. Meines Erachtens mangelt es an der Ausschöpfung der Potenziale, aber das hat Zeit. Bloggen hat Zeit, man kann das nicht oft genug sagen. Manche Blogs werden verschwinden und andere aufsteigen, der Wille, sie zu schreiben und der Wunsch, sie zu lesen, ist da, auch wenn es heute nicht mehr allzu exotisch ist, seine Gedanken in das Netz zu setzen. […] Blogs sind, wie sie sind, nicht unbedingt besser, aber zäher als vieles, was es an Schlechterem im Internet gibt."
 

In diesem Sinne möchte ich – Max Weber persiflierend – zustimmen und ausrufen:

Bloggen ist das Bohren dicker Bretter.  

 

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