» Zum Wochenende ein kleines popkulturelles Fundstück – ein Gespräch mit Bernd Begemann, dem unwiderstehlichen Frauenversteher und Indie-Pop-Philosophen aus Ostwestfalen. Und Begemann ist zugleich einer der wenigen Musiker, die allen modischen Anwandlungen die Stirn bieten – sich irgendwo anzuhängen, sich als Trittbrettfahrer zu betätigen, ist ihm fremd. Er definiert für sich selbst, was Stil ist – gekonnt, lässig, charmant.
Für alle, die mit dem Namen nichts anfangen können: Bernd Begemann, der sein Live-Publikum mit allerfeinsten Entertainer-Marathon-Qualitäten1 verzückt, macht Popmusik mit deutschen Texten.
Begemann spielt in einer eigenen Liga
Freilich könnte man mit den Schultern zucken und antworten: "Na und? Silbermond und Xavier Naidoo machen das auch." Aber falsch gedacht. Denn Begemann ist als Pop- und Wortkünstler seit über 20 Jahren aktiv, bespielt die kleinen Clubs und kümmert sich herzlich wenig darum, ob nun gerade die "Neue Deutsche Welle" angesagt ist oder mit "Wir sind Helden" die Renaissance des Deutschrock ausgerufen wird.
In Spreeblick dokumentiert Nico2 ein Gespräch, das auf charakteristische Art und Weise den Geschichtenerzähler und Assoziationskünstler Begemann sicht- und erlebbar macht. Dort gibt Begemann u.a. zu seinen Motiven Auskunft:
"Du willst eine Ausdrucksform finden, die deiner Existenz angemessen ist und du willst darüber mit deinen Nachbarn sprechen, damit es alle überprüfen können. Wie leben wir eigentlich? Wollen wir das eigentlich so? Warum machen wir diese verrückten Sachen? Bin das eigentlich nur ich, dem dieser Scheiß passiert? […]
Ich hab mich mit Popmusik beschäftigt, weil ich meine Umgebung verwandeln wollte. Ich dachte Lieder könnten das. Lieder haben das nur für mich gemacht, dass sie die ganze Umgebung in goldenes Licht tauchen können oder sie können die Zeit anhalten. Auf einmal sieht man alles gestochen scharf. Für mich hat Musik das immer gemacht und ich dachte für jeden anderen wäre das auch so."
Wer also erfahren will, wie das so ist, wenn man in Bad Salzuflen3 aufwächst und versucht eine existentiell adäquate Musik zu machen, der sollte drüben bei Spreeblick weiterlesen.
- Spreeblick: Popgun14! interviewt Bernd Begemann, 29.3.2008
Und hier gibt es noch einen musikalischen Eindruck von Bernd Begemann – den Song "Ich habe nichts erreicht außer Dir" vom vorzüglichen Album "Unsere Liebe ist ein Aufstand":
[audio:http://www.ghvc.de/fileadmin/presse/begemann/BerndBegemann_IchHabeNichtsErreicht.mp3]
Links:
Plattenempfehlungen:
- Bernd Begemann & Die Befreiung: Unsere Liebe ist ein Aufstand (2004)
- Bernd Begemann & Die Befreiung: Glanz (2008)
- Wie mir aus eigener Anschauung mehrmals auch vom Poprock-Insider Oli berichtet wurde. [↩]
Den man sonst von seinem "Nicorola Musikblog" kennt.Nein, da bin ich zu voreilig gewesen und habe an die falsche Adresse die Blumen verschickt: hinter Nico verbirgt sich einer der Macher vom ebenfalls vorzüglichen Blog "Jackpot Baby!", nämlich Nico Roicke. [↩]- Dem heimlichen Mekka intelligenter deutscher Popmusik. Denn auch Frank Spilker (Die Sterne) und Jochen Distelmeyer von Blumfeld haben dort ihre Wurzeln! [↩]
2 Gedanken zu „Popmusikgravitationszentrum Bad Salzuflen » Bernd Begemann im Interview | Werkstatt-Ticker 04“
Anscheinend ist gerade Begemann-Saison, denn vor ein paar Stunnden erst bin ich auf diese schöne Begegnung mit dem Hymnenohnerefrainsänger gestoßen: http://fragmente.twoday.net/stories/779341/
Es ist sogar so, dass IMMER Begemann-Saison ist. Der Junge (bzw. Alte) scheint unermüdlich auf Tour zu sein und sei es einen ganzen Sommer lang in nur einem Hamburger Club (Knust). Ich finde jedenfalls er macht das sehr gut mit dem goldenen Licht. Hingehen, hinhören, Spaß haben!