Was sollen, was können Wissenschaftsblogs leisten? – Blogs als Instrument der (internen) Wissenschaftskommunikation

Das Verhältnis der Gesellschaft zu ihrer Wissenschaft ist nicht unproblematisch: womit sich die Forscher in ihren Instituten beschäftigen, können die meisten Normalbürger kaum nachvollziehen. Und umgekehrt erachten es viele Wissenschaftler beinahe als Zumutung, wenn sie ihre Forschungsarbeit gegenüber Laien erklären und – so wird es häufig wahrgenommen – rechtfertigen sollen. In der Folge ist nicht selten ein Klima latenten Mißtrauens festzustellen.1 Was die Forscher in ihrem obskuren Elfenbeinturm treiben, bleibt den meisten Nichtakademikern ein Rätsel. 

Ignorieren gilt nicht: Wissenschaft hat ein Recht auf eine Öffentlichkeit, die sich für sie interessiert. Und das Publikum hat ein Recht auf Wissenschaftler, die kompetent kommunizieren.

Was leider häufig vergessen wird: die Wissenschaft hat ein Recht auf ein neugieriges Publikum und dieses hat einen legitimen Anspruch auf kompetente Informationen und Wissensvermittlung.2 Und wissenschaftliche Blogs wären – das meine These – ein phantastisches Instrument, um endlich einen fruchtbaren Dialog zwischen der Wissenschaft und der Gesellschaft zu führen. Aber wissenschaftliche Blogs können noch weitere Funktionen erfüllen, von denen die Wissenschaftskommunikation 1.0 nur träumen konnte.

Was ist Wissenschaftskommunikation?

Wir haben im ersten Teil der Skizze zu den Möglichkeiten wissenschaftlicher Blogs gesehen, daß die Blogosphäre nicht nur ein dynamisches Informationsnetz ist, sondern auch eine soziale Komponente beinhaltet: Blogs vernetzen Menschen. Für die wissenschaftliche Kommunikationskultur eröffnet das spannende Optionen – wobei zunächst zu klären ist, was unter dem Begriff "Wissenschaftskommunikation" zu verstehen sein soll.

Daß Kommunikation – also die Mitteilung von Informationen und3 das Verstehen durch den Adressaten – eine wesentliche Komponente von Wissenschaft ist, ist leicht einzusehen. Ich habe schon verschiedentlich erläutert, daß Wissenschaft mehr ist, als die bloße Produktion von Wissen in Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Wissenschaft ist dazu verdammt, sich den aktuellen Stand des Wissens gegenwärtig zu halten. Wissenschaft kann nicht nicht kommunizieren.

Wissenschaft ist nämlich vor allem ein Kommunikationssystem. Wissenschaft vollzieht sich als Effekt des kontinuierlichen Diskurses der "Scientific Community". Das "System Wissenschaft" ist also m.a.W. dazu verdammt, sich über den eigenen Wissensstand zu vergewissern und den Stand der Forschung präsent zu halten. Sie muß sich – vereinfacht gesagt – ständig darüber informieren, was sie weiß. Und dies läuft über fortwährende Kommunikationsakte.

Niklas Luhmann schreibt in diesem Zusammenhang beispielsweise:

"Erst in der Form wissenschaftlicher Publikationen erreicht die moderne Wissenschaft autopoietische Anschlußfähigkeit."
Luhmann, Niklas (1990): Die Wissenschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M., S. 432

Was in der systemtheoretischen Terminologie eventuell kryptisch klingt, meint im Grunde wenig anderes, als daß die Wissenschaft nur über das Publikationssystem aufrecht erhalten wird. Denn: nur wissenschaftliche Erkenntnisse, die publiziert werden, existieren!4

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Diese angesprochenen Kommunikations- und Publikationsakte sind allerdings nur ein Teilbereich der Wissenschaftskommunikation. Man könnte dies als "interne Wissenschaftskommunikation" bezeichnen.5 Denn es handelt sich hierbei um den fachlichen Austausch innerhalb der jeweiligen Disziplin. Die Adressaten der Publikationen sind die betreffenden Fachkollegen, die ihrerseits mit Zustimmung oder Kritik anschließen.

Was Wissenschaftsblogs nicht leisten können

Wissenschaftsblogs sind nicht der Ort, an dem relevante wissenschaftliche Ergebnisse publiziert werden. Blogs sind kein Ersatz für Fachzeitschriften.

Solange es um diesen Aspekt der Wissenschaftskommunikation geht, so ist festzustellen, daß wissenschaftliche Blogs – jedenfalls in der Form, wie wir sie heute kennen – hier keine Rolle spielen.

Es hat sich aus guten Gründen bewährt, daß innerhalb des Fachdiskurses im wesentlichen nur Forschungsergebnisse relevant sind, die in Fachzeitschriften publiziert werden und dort wenigstens redaktionell, besser aber über ein sog. "Peer-Review-Verfahren" überprüft wurden. Zwar ist auch das klassische Peer-Review-Prinzip nicht vor Irrtümern gefeit6, aber die Qualitätssicherung ist ein wichtiger Aspekt.

Da Blogs zumeist vollkommen autonom geführt werden, keine Redaktion und erst Recht kein kompetenter Fachkollege die Artikel überprüft, sind Blogs in sicherlich kein Ersatz für das traditionelle Publikationssystem. Allerdings muß gesagt werden, daß es dennoch Ausnahmen gibt,  in denen auch Blogposts als wissenschaftliche Wortmeldung zählen und zitiert werden dürfen.7 

Eine Wissenschaft 2.0 wäre dadurch gekennzeichnet, daß Online-Journals durch Blogoptionen (Kommentare & Trackbacks) erweitert wären.

Außerdem ist festzuhalten, daß das derzeitige System (in dem Print-Journals immer noch die „Leitwährung“ darstellen) weit hinter den Möglichkeiten zurückhinkt, die eine Online-Publikationskultur böte. Die Open-Access-Initiative ist ein wichtiger Schritt, um die Dominanz der wissenschaftlichen Verlage aufzubrechen. Für die Zukunft hielte ich persönlich die Publikation in Online-Journals, die mit Blog- bzw. Web-2.0-Optionen erweitert wären und die Qualitätssicherung durch ein sog. "Open-Peer-Review" sicherstellen, für wünschenswert.8

Es bleibt also festzuhalten: Blogposts können und sollen wissenschaftliche Publikationen nicht ersetzen. Damit scheidet aber auch nur ein kleiner (wenn auch wichtiger) Teil der Wissenschaftskommunikation aus. Für alle weiteren Aspekte taugt das Blogformat nämlich sehr wohl. Zunächst wären da all die fachlichen Diskussionen zu nennen, die heute in Konferenzpausen, mit Kollegen in der Mittagspause oder per Mail geführt werden.

Forum für die informellen Fachdiskussionen

Denn, seien wir ehrlich: der wissenschaftliche Diskurs besteht ja nicht nur aus Kommunikationseinheiten der Größenordnung von 15 Seiten aufwärts.9 Die „interne Wissenschaftskommunikation“ operiert nämlich über weite Strecken viel kleinteiliger und viel informeller. Und hier läge eine Stärke der wissenschaftlichen Blogosphäre. Egal ob eine kurze Anmerkung zum jüngsten Artikel des Kollegen oder eine Ergänzung eigener Artikel – ein wissenschaftlicher Blog wäre der ideale Ort, um solche Wortmeldungen zu archivieren und zugänglich zu machen. Und wenn es um Literaturtipps, Ideensammlungen oder kurze, spontane Forschungsnotizen geht, so sind Blogs ohnehin unschlagbar.

Wissenschaftsblogger als kritische Prüfinstanz

Denn wissenschaftliche Blogs können hervorragend zur kritischen Prüfung eigener Gedanken eingesetzt werden und – was nicht vergessen werden soll – Blogs eignen sich auch dazu, um auf Fehler in Publikationen hinzuweisen. Das geht von der Schlamperei von Wissenschaftsjournalisten, die erst Bloggern auffällt und reicht bis zu solchen Fällen, in denen aufmerksame Wissenschaftsblogger mit ihren kritischen Anmerkungen dazu beitragen, daß Fachartikel in etablierten Journals zurückgezogen werden müssen.

Wann wird der erste große Wissenschaftsskandal durch Blogger aufgedeckt? Zuletzt entlarvten US-Blogger einen Fachartikel als kreationistische Mogelpackung

So geschehen erst vor wenigen Wochen: dem US-Blogger Attila Csordás war der etwas obskure Artikel von M. Warda und Jin Han im renommierten Journal "Proteomics" aufgefallen.10  Als er und weitere Blogger kritisch nachhakten, zog der Verlag den Artikel zurück – die Gutachter hatten schlicht gepennt und einen offenbar unseriös argumentierenden Artikel durchgewunken.11

Wissenschaftler sind auch nur Menschen: Das Beziehungsmanagement durch Blogs

Neben diesen wichtigen wissenschaftsinternen Kommunikationsfunktionen, die Blogs erfüllen können, sind natürlich all die Möglichkeiten im Hinblick auf die Identitäts- und Beziehungsebene zu nennen. Wie bereits im ersten Teil kurz skizziert, ist ein wissenschaftlicher Blog ja immer auch eine „Visitenkarte“ des jeweiligen Forschers. 

Kommunikative Fähigkeiten sind gefragt. Blogs taugen auch zur wissenschaftlichen Selbstdarstellung.

Während jedoch statische Seiten erstens nur recht aufwendig zu aktualisieren sind und zweitens keine Interaktionen zulassen, ist es innerhalb eines Blogs möglich, sich als Wissenschaftlerpersönlichkeit zu präsentieren. Richtig ist (wie etwa Carsten Könneker in den Kommentaren anmerkt), daß hierzu auch bestimmte kommunikative Kompetenzen erforderlich sind, aber ist das ein Ausschlußgrund?

Wichtig ist: innerhalb von Blogs "darf" der Wissenschaftler auch ein Stück Mensch sein. Was nicht bdeuten soll, daß es unentwegt "menscheln" sollte, aber wenn bspw. ein Rückblick auf eine Fachkonferenz gepostet wird oder man verkünden darf, daß die Doktorarbeit fertig oder ein Experiment erfolgreich bewältigt wurde, dann ist das die persönliche Note, die Leser an das Blog bindet und die eventuell einen Kontakt zu einem Fachkollegen anbahnt. Beispiele für Kooperationen und gemeinsame Projekte, die erst durch Blogs ermöglicht wurden, gibt es bereits heute zahlreich.

Die verschiedenen Spielarten wissenschaftlicher Blogs

All die oben genannten Vorteile – von der niederschwelligen, informellen Fachdiskussion bis hin zur „Kontaktanbahnung“  –  betreffen jenen internen Kernbereich der Wissenschaftskommunikation, innerhalb dessen Autoren und Leser gleichermaßen vom Fach sind. Wir reden bislang also eigentlich nur von einer Spezialform wissenschaftlicher Blogs, nämlich sog. Wissenschaftlerblogs. Welche verschiedenen Varianten sind überhaupt zu unterscheiden?

1. Wissenschaftlerblogs | Autoren: Doktoranden, Forscher

  • Dokumentation eigener Forschungsarbeit, Ideen sammeln + zur Diskussion stellen
  • Einblicke in Privat- und Forschungsalltag, Konferenzberichte etc.
  • Adressatenkreis: klein, Fachkollegen, andere Wissenschaftler, interdisziplinärer Austausch

2. Wissenschaftsblogs | Autoren: Blogger, Journalisten, Wissenschaftsfreaks

  • journalistische Ausrichtung, publizistische Darstellung aktueller Wissenschaftsthemen
  • Adressatenkreis: breit, interessiertes Publikum; Motivation: Informationsaufbereitung, Kritik

3. Institutionelle Wissenschaftsblogs | Projektblogs, Institutsblogs, Seminar-
/Lehrveranstaltungsblogs

  • begleitende Dokumentation, Visitenkarte, e-Learning
  • Adressatenkreis: begrenzt, spezifisch, Fachkollegen, Studenten etc.

Mischformen zwischen den einzelnen Formen sind natürlich durchaus zu finden. Entscheidend ist, daß es bei den originären "Wissenschaftlerblogs" die Person ist, also der bloggende Wissenschaftler, der ausschlaggebend ist. Hier dürfen vereinzelt auch stärker persönlich gefärbte Artikel gepostet werden. Während bei den "Wissenschaftsblogs" das Augenmerk eindeutig auf den Inhalten liegt. Hier ist es der wissenschaftliche Gegenstandbezug, der den Blog zu einem Wissenschaftsblog macht. 

Wie können Blogs zu einer "wissenschaftsmündigen" Gesellschaft beitragen?

Die Besonderheiten der stärker journalistisch ausgerichteten Blogs und die Möglichkeiten, die sich für die Wissenschaftskommunikation gegenüber der Öffentlichkeit bietet, werde ich in einem dritten Teilartikel näher beleuchten. Dort soll dann endlich auch verraten werden, worin sich die Wissenschaftskommunikation 2.0 von konventionelleren Formen unterscheidet und auf welche Weise Blogs zu einer wünschenswerten "Scientific Citizenship" beitragen könnten.12 Und schließlich soll auch skizziert werden, weshalb wissenschaftliche Blogs eine "doppelte Zumutung" darstellen. 

 

 


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Literaturempfehlungen: 

 

  1. Die Wissenschaft hält die Bürger und Konsumenten entweder für desinteressiert oder für latent technik- und wissenschaftsfeindlich. Auf der anderen Seite findet man häufig Vorbehalte gegenüber der angeblich „abgehobenen“ Sphäre der Wissenschaft. []
  2. Und das nicht nur, weil fast alle Forschungen durch Steuermittel finanziert sind. []
  3. So ist jedenfalls zu wünschen. ;-) []
  4. Das ist übrigens keineswegs so nebensächlich wie es scheint. Im Sinne der Wissenschaft ist es bspw. mehr als kontraproduktiv, daß in vielen Fällen medizinische Studien in den Schubladen verschwinden, wenn sie nicht den gewünschten Erfolg erbracht haben. Denn auch "negative" Studienergebnisse sind lehrreich… []
  5. Davon ist die "externe" Wissenschaftskommunikation zu unterscheiden. Diese umfaßt alle Kommunikationen, wenn Wissenschaft sich gegenüber der Öffentlichkeit, Politik, Recht, Medien, Konsumenten etc. mitteilt. Dazu mehr im dritten Teil der Artikelserie. []
  6. Erst jüngst wurden wieder „gefakte“ Forschungsberichte koreanischer Klonforscher enttarnt. []
  7. Nämlich wenn keine anderen "Quellen" zu bestimmten Fragen verfügbar sind. Mehr Informationen dazu: hier []
  8. Wie es bspw. in den Kommentaren zum ersten Artikel schon angeklungen ist. []
  9. Was also der Mindestlänge von Journalartikeln entspricht. []
  10. M. Warda, Jin Han: „Mitochondria, the missing link between body and soul Proteomic prospective evidence.“ in: Proteomics. 2008 Jan 23, DOI: 10.1002/pmic.200700695 []
  11. Weitere Details zu diesem bemerkenswerten Fall findet man in diesem Beitrag von Hanno Charisius. []
  12. Ich möchte in diesem Zusammenhang den Begriff eines „wissenschaftsmündigen“ Bürgers vorschlagen. Dazu aber im nächsten Beitrag. []

20 Gedanken zu „Was sollen, was können Wissenschaftsblogs leisten? – Blogs als Instrument der (internen) Wissenschaftskommunikation“

  1. Irgendwie drehen wir uns mit diesen (und anderen, ähnlichen) Diskussionen, wo immer sie auch stattfinden immer wieder im Kreis.
    -Ja, es wäre toll, wenn sich mehr Forscher öffnen würden.
    -Ja, der Steuerzahler hat ein recht, zu erfahren, was mit seinen Steuergeldern geschieht.
    -Ja, Blogs haben ein enormes Potenzial.

    Fakt ist aber, dass unsere Science-Communtiy hier noch nicht so weit ist. Ideologisch muss sich in den Köpfen einiges ändern, weil die (meisten) Wissenschaftler keine Zeit haben zur Wissenschaftskommunikation. Die Reputation unter Kollegen ist wichtiger, denn das gibt Punkte bei der nächsten Drittmittelvergabe… und so lange die DFG (oder wer auch immer) keine Mindestzahl an populärwissenschaftlichen Publikationen fordert, wird sich nichts ändern.

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  2. Sehr schöner Beitrag, samt vorigen Beitrag! Da bin ich gespannt auf Deine weiteren Beiträge zum Thema ;-).

    Das ist Wissenschaftsblogging, wie man es sich wünscht. Wenn man die Beiträge mit Interesse, Neugierde und „geistigem“ Gewinn liest – danke.

    Ist das richtig, dass aus Deiner Sicht „Wissenschaftsblogs“ eher wissenschaftlich, als unterhaltsam ausgerichtet sein sollen?

    Zwischenzeitlich werden ja zu diesem Thema verstreut Diskussionen geführt, wobei die Ansichten, was nun einen Wissenschaftsblog ausmache, stark auseinander gehen:
    Für die Einen sollen es wissenschaftlich gefärbte Anekdoten, für die anderen Wissenschaftsnews kurz und bündig sein. Wieder andere wollen einen Kontrapunkt zur sonst üblichen Praxis der Verbreitung von Wissen und Forschungsergebnissen. Manche Leser wünschen Wissenschaft verständlich präsentiert, Kritikpunkte geäußert und die subjektive Meinung des Blogautors kenntlich gemacht..etc. etc.

    Meine zweite Frage: Die Wissenschaftsblogszene ist ja noch sehr jung. Siehst Du bereits eine Manifestation ihrer Ausrichtung oder ist sie (wie ich denke) noch in Bewegung, so dass hier ggf. noch etliche neue „Äußerungsformen“ dazu kommen könnten?

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  3. @Chris:

    Fakt ist aber, dass unsere Science-Communtiy hier noch nicht so weit ist. Ideologisch muss sich in den Köpfen einiges ändern, weil die (meisten) Wissenschaftler keine Zeit haben zur Wissenschaftskommunikation. Die Reputation unter Kollegen ist wichtiger, denn das gibt Punkte bei der nächsten Drittmittelvergabe… und so lange die DFG (oder wer auch immer) keine Mindestzahl an populärwissenschaftlichen Publikationen fordert, wird sich nichts ändern.

    Sicher, wir debattieren nicht das erste Mal darüber – aber wenn wir uns im Kreis drehen, dann muß eben ein neuer Anlauf unternommen werden, um aus ihm auszubrechen. ;-)

    Ansonsten hast du (noch?!) mit deinem Hinweis auf Reputation und begrenzte Zeitbudgets von Wissenschaftlern recht…, das muß aber nicht bedeuten, daß sich daran nichts ändern könnte.

    @Monika:

    Danke für das nette Feedback. Zu den beiden Fragen.

    Erstens glaube ich, daß für beides Platz ist. D.h. sowohl für streng wissenschaftlich ausgerichtete Blogs, die sich vorrangig als Notizbrett des Forschers selbst verstehen, sich nicht an einer allgemeinen Verständlichkeit orientieren müssen, dem internen Diskurs dienen, als auch daneben für Blogs, die sich an ein breiteres Publikum richten und „populärer“ daherkommen.

    Das alles gehört unter das Dach „wissenschaftliche Blogs“, aber die Adressaten sind unterschiedlich, die Motivation der Blogger dürfte voneinander abweichen etc.

    Zur zweiten Frage: ich denke schon, daß sich die wissenschaftliche Bloggerei noch in einem Profilierungsstadium befindet. Aber es wird sicherlich weiterhin ein buntes Spektrum an Scienceblogs geben, die sich nicht auf ein bestimmtes Format festlegen lassen. Ich sehe (wie ich in den Artikeln darzulegen versucht habe) bestimmte grundlegende Unterschiede (wer schreibt, wozu, an wen gerichtet?), aber es wird da auch weiterhin die verschiedenen Mischformen geben.

    Was es Alternativ geben könnte? Da bin ich aktuell überfragt – in meinen Augen gibt es allerhand spannende Vesuche, wie man seinen jeweiligen Wissenschaftsblog mit Leben füllt. Das muß dem Blogger „passen“ und den Lesern – ob das dann 20 oder 2000 Leser sind, ist nebensächlich.

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  4. Der Graben zwischen der Wissenschaft und ihren Lesern ist sicherlich eines der Dinge, die Wissenschaftsblogs um einiges besser überbrücken mögen, als das wissenschaftliche Zeitschriften vermögen, die nur in einer eingeschränkten Besucherzahl in den Bibliotheken überhaupt zugänglich sind. Das Hauptproblem sehe ich jedoch vor allem in der Frage, ob die erweiterten Leserkreise, die man über das Netz erreichen kann auch überhaupt derzeit bereit sind, in einen Dialog zu treten. Das beinhaltet Fragen wie, welcher Mitwisser kann mit rss feeds umgehen und sie sich zugänglich machen? Wieviel versickert im Treibsand des Netzes an interessanten Beiträgen, die geschrieben worden sind aber nicht wahrnehmbar blieben? Ist das Netz, das allen unseren Wissenschaftlern bereit steht, eine Zumutung oder eine Herausforderung?

    Aus den bisherigen Erfahrungen unsererseits muss ich leider feststellen, dass Bilder ueber google weitaus mehr abgefragt werden, als Inhalte.

    Auf eine bessere Zukunft, proust!

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  5. Sehr gute und anregende Artikelserie (hoffentlich auch für KollegInnen). Vielleicht lassen sich zwei Aspekte ergänzen, was den Binnendiskurs angeht.

    1) Es ist korrekt, dass hier informelle Kommunikation eine große Rolle spielen könnte, würden sich WissenschaftlerInnenblogs etablieren. Schließlich sieht man häufig erst mit so ca. einem Jahr Verzögerung, welche KollegInnen sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigen; Vernetzung wird dadurch unnötig verlangsamt. Andererseits – eine Utopie, zugegeben – wäre es mehr als informell, würden die jeweiligen aktuellen Forschungsthemen eines Fachdisziplin – Medienpädagogik wäre da ja z.B. mal das richtige Feld – gebloggt und zentral aggregiert. Es ergäbe ein Wissenstableau, das ausgesprochen spannend wäre, auch in der Außenkommunikation.

    2) Der zweite Aspekt ist natürlich immer die leidige Frage nach danach, Ideen nicht zu früh in die Öffentlichkeit zu bringen. Man würde ungern seine informell in die Runde geworfenen Entwürfe in den Anträgen anderer ausgearbeitet sehen. Ich kann nicht sagen, dass in meinem Fach (Erziehungswissenschaft) in dieser Beziehung großes Misstrauen herrscht, könnte mir aber dennoch gut vorstellen, dass hier einige Bedenken bestünden. Es wäre also noch Konzeptions- und Kommunikationsarbeit zu leisten, was den Umgang mit dieser Problematik angeht (also eine Sensibilisierung daraufhin, was sich wann in welcher Form „gefahrlos“ bloggen lässt, wie sich Ideenklau vermeiden lässt etc.).

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