Es gibt wohl kaum kontroversere Fragen in der Blogosphäre als diejenige, ob man mit seinem Blog auch finanzielle Interessen verfolgen darf. Es ist fast so etwas wie die Blog-Gretchenfrage, die man auch so formulieren könnte: "Blogger, wie hältst Du es mit dem Kommerz?"
Die Diskussion um die Kommerzialisierung von Blogs hält jede Menge Sprengstoff bereit. Ist die Blogosphäre dem Untergang geweiht, wenn Blogger dem Lockruf des Geldes erliegen?
Es ist ein Dauerthema, an dem sich in der Vergangenheit heftige Debatten entzündet haben. Die Empfindlichkeiten sind – bei allen Beteiligten! – ausgesprochen hoch. Es wird argumentiert, polemisiert und bisweilen der Untergang, wenn nicht des Abendlandes, so zumindest der Blogosphäre beschworen – und das nur, weil manche Blogger dem Lockruf des Geldes erliegen.
re:publica’08 – Neue Runde in der Kommerzkontroverse
Heute, das ist jedenfalls mein Eindruck, haben sich die Wogen der Debatten ein wenig geglättet. Streit- und Diskussionspotential ist aber dennoch vorhanden – die Podiumsdiskussion "Geld verdienen mit Blogs – reloaded" auf der re:publica’08 war dann auch eine durchaus spannende Veranstaltung.
Wer war mit dabei? Auf der einen Seite des Podiums saßen Don Dahlmann, Blog-Urgestein und Journalist, neben ihm Robert Basic, der ungekrönte Blogkönig mit der sympathisch-frechen Schnauze. Dazu kam der Schweizer Remo Uherek vom umstrittenen Blog-Marketing-Dienstleister Trigami und schließlich Sascha Lobo, der Paradiesvogel der "Digitalen Bohème" und Mitgründer des Blogwerbe-Netzwerks "Adical".
Ende der Engstirnigkeit: man kann nicht nur "mit" Blogs Geld verdienen. Ist es nicht spannender "durch" Blogs Geld zu verdienen?
Als Moderator fungierte Thomas Knüwer (Handelsblattjournalist und Blogger) gewohnt souverän. Ich mag den Knüwer einfach; unaufgeregt, sachlich und er behält die Fäden in der Hand. Ebenso angenehm fällt jedesmal Don Dahlmann auf. Vielleicht macht es das Alter. Denn während sich manch junge Hüpfer schon wegen Kleinigkeiten echauffieren, ist Don in seiner Abgeklärtheit ein wohltuender Kontrapunkt.
Und die erste wichtige Einsicht gab es dann auch gleich von seiner Seite: es ist die eine Sache "mit" Blogs Geld zu verdienen, "durch" Blogs Geld zu verdienen aber eine andere.
Wie man mit Blogs "indirekt" Geld verdient
Was er damit meinte? Es ist schlicht so – und hier stimme ich Don vollumfänglich zu – daß die Chance mit Werbung auf dem Blog nennenswerte Erlöse zu generieren, (derzeit?) recht gering ist.1 Man sollte sich insofern keine Illusionen machen: momentan ist es für die wenigsten Blogger in Deutschland realistisch, "direkt" mit ihren Blogs wirklich Geld zu verdienen.
Man muß nur wissen, wie man Blogs richtig als Instrument zur Kundenakquise einsetzt.
Anders verhält es sich, wenn man den Blog als Instrument sieht, um Aufträge oder Kunden zu gewinnen. Wie Don schilderte, dient sein Blog "indirekt" nämlich sehr wohl dazu, Geld zu verdienen: seine Aufträge und Kontakte als Journalist kommen – seiner Aussage zufolge – alle über seinen Blog zustande.
Das war – wenigstens für mich – eine der bemerkenswertesten Einsichten der Veranstaltung. Robert Basic rührte freilich die Werbetrommel dafür, daß sich auch mit geringerem Traffic lukrative Blogs etablieren ließen. Grundbedingung dafür ist aber mindestens, daß man sich eine (und dann die richtige!) Nische aussucht und diese intensiv beackert. Außerdem müssen Selbstvermarkterqualitäten dazugekommen, die übrigens nicht nur online, sondern auf offline eingesetzt werden müssen.
Robert plädierte sinngemäß an die Web-Gemeinde: "Leute, macht einen Blog zu einem speziellen Thema auf. Bloggt gute Inhalte und dann greift zum Telefon, um potentielle Werbepartner direkt anzusprechen."2
Lobo im Schmollwinkel
Spannend wurde es, als das Gespräch endlich auf das "Adical-Netzwerk" kam. Nicht zuletzt die regelmäßigen Sticheleien von DonAlphonso hatten dazu geführt, daß nun die Spannung durchaus hoch war, wie sich Sascha Lobo zum aktuellen Stand äußern würde. Und, was soll man sagen: Sascha äußerte sich tatsächlich, immerhin. Er gestand auch Fehler, kommunikative Unzulänglichkeiten und persönliche Empfindlichkeiten ein. Das ehrt ihn. Manche Zuhörer fanden das auch sympathisch und authentisch.
Wieso so defensiv? Wenn Lobo & Co. hinter der Adical-Idee stehen, dann sollten sie doch offensiver dafür Stellung beziehen, anstatt sich wegzuducken…
Ich für meinen Teil hätte mir klarere Aussagen gewünscht. Die fast schon weinerliche Grundhaltung, die Larmoyanz, daß man mit idealistischen Zielen gestartet sei, dann aber unberechtigter Kritik ausgesetzt gewesen sei, halte ich für unprofessionell.3 Und insofern kann ich Robert Basic fast zustimmen, der ätzte: "Menschlich seid Ihr cool, aber als Unternehmen seid Ihr scheiße.”
Den Kritikern Wind aus den Segeln nehmen?
Das klingt natürlich hart, zumal in der meist kuscheligen Blogwelt. Aber wenn man von einem Projekt überzeugt ist, dieses auch mit einigem PR-Trara startet und sich als Pionier der professionellen Blogvermarktung etablieren will, dann darf man sich nicht beim ersten Sturm, der einem ins Gesicht pustet, wegducken. Warum stehen die Spreeblicker und Adicals nicht zu ihrem Projekt? Kritikern wie Don Alphonso könnte man es vermutlich ohnehin nicht recht machen. Für Don war die gesamte re:publica ohnehin nur ein "Werbevermarkterkongress" – hätte er sich vor Ort umgeschaut, hätte er bemerkt, daß sein pauschales Urteil natürlich meilenweit an der Realität vorbeigeht.
Wohlverstandene Kommerzialisierung muß keineswegs zu Lasten von Qualität und Authentizität gehen.
Aber zurück zu Sascha Lobo, Adical und der prinzipiellen Frage, ob und wie sich Blogs möglicherweise doch über Werbung finanzieren ließen. Wie gesagt: nach meiner Beobachtung sind die Zeiten der heißen Grabenkämpfe um die Kommerzfrage vorbei. Natürlich wird es weiterhin eine Fraktion in der Bloglandschaft geben, die auch die kleinsten Kommerzialisierungstendenzen als Teufelszeug abtut. Aber Blogs sind ein Medium wie jedes andere und die Erfahrung lehrt, daß (wohlverstandene!) Kooperation mit Partnern aus der Wirtschaft keineswegs zu Lasten der Inhalte gehen muß.
Und überhaupt: die Blogosphäre ist so bunt, vielschichtig und groß, daß sie doch kaum ihre Attraktivität als Kommunikations- und Diskussionsmedium einbüßt, wenn vielleicht ein paar Dutzend, vielleicht hundert oder gar zweihundert Blogs professionell und mit handfesten kommerziellen Absichten geführt werden.
Die Frage ist weniger, "ob" man mit Blogs tatsächlich Geld verdienen darf, sondern wie!
Die Blogosphäre konnte doch ganz gut mit dem Erfolg von basicthinking, BILDBlog oder Spreeblick leben. Die Frage ist also weniger, ob man mit Blogs tatsächlich Geld verdienen darf, sondern vielmehr, auf welche Weise dies gelingen kann.
Klar ist, daß Skeptiker diese Möglichkeit prinzipiell ausschließen – es ist am prominentesten wieder Don Alphonso, der hier Blütenträume zerplatzen und die von ihm geschmähte Haeusler-Lobo-Adical-Clique zum Mißerfolg verdammt sieht. Bezüglich des adical-Projekts meckert er aus der Ferne:
"[…] Ganz klare Ansage: Lasst es bleiben und geht kellnern. Das wird nichts mehr. Der Werbemarkt hat ein Überangebot von Werbeplätzen. Blogs sind da nur eine Alternative unter vielen, und das mit nicht wirklich guten Informationen über die Leserschaft."
Wie bereits erwähnt: ich glaube, daß es prinzipiell durchaus möglich ist, auch mit Blogs vernünftige Erlöse zu erwirtschaften. Mit dem zweiten Satz hat Don allerdings vollkommen recht: es ist nämlich ein gravierendes Handicap, daß Blogs bislang keine verläßlichen Informationen über ihre Leser haben. Das ist aber genau der entscheidende Faktor: dem potentiellen Werbepartner kann ein Blog nur als attraktives Werbeumfeld vermittelt werden, wenn man einerseits die Reichweite des Blogs und andererseits grundlegende Kenndaten der Leserschaft benennen kann.
Mehr Wissen über das Blogpublikum
Das Handicap der Blogvermarktung: Wir wissen so gut wie nichts über unsere Leser!
Um es konkret zu machen: solange ich bspw. hier für meine Wissenswerkstatt lediglich weiß, daß in sehr guten Tagen über 1000 Besucher vorbeikommen, dann ist das nicht sonderlich viel wert. Denn wer sind diese Leser? Meine Vermutungen, daß es sich vorwiegend um ein formal gut gebildetes, möglicherweise kaufkräftiges und vermutlich auch eher jüngeres Publikum handelt, nutzen mir herzlich wenig.
Wenn ich aber nachweisen könnte, daß mein Blog ein besonders spannendes Publikum bedient und zusätzlich zeigen könnte, daß das Angebot der Wissenswerkstatt sehr intensiv genutzt wird, dann würde die Sache für Werbepartner u.U. doch interessant…
Und insofern kann ich folgender Aussage von Don Alphonso auch nur zustimmen:
"Vielleicht sollten sich die Leute also mal eine grundsätzliche Frage stellen: Gibt es überhaupt einen Markt für Werbung in Blogs, ist das Angebot ordentlich entwickelt, und wenn nein, was würde es kosten, das zu tun, und lohnt es sich dann?"
Die Ironie an der Geschichte. Vorgestern wurde ein erster wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Am Donnerstagvormittag hat sich – wie angekündigt – die "Arbeitsgemeinschaft SocialMedia Forschung" konstituiert,4 zu deren vorrangigen Zielen es zählt, genau diese Daten (kurz: wer nutzt Blogs, wann und wie) zuverlässig zu erheben.
Erfolgreiche Blogvermarktung muß plausibel machen, daß durch Blogs ein attraktives Publikum ansprechbar ist, das durch andere Medien längst nicht mehr adressierbar ist!
Es ist also möglicherweise gar nicht mehr so ferne Zukunftsmusik, daß man auch für Blogs das charakteristische Profil ihres jeweiligen Publikums skizzieren könnte.5 Dies ist natürlich wissenschaftlich interessant, aber eben genauso, um endlich der Werbewirtschaft klarzumachen, daß hier in der Blogosphäre spannende Dinge passieren und ein Klientel zu finden ist, das durch andere Medien oftmals kaum mehr zu erreichen ist.
Es spricht viel dafür, daß dem so ist. Bislang sind es freilich nur schwache Indizien – die "AG Social Media" könnte das notwendige Datenmaterial liefern, auf dessen Basis eine Werbevermarktung von Blogs ganz anders und vermutlich erstmals mit nennenswertem Erfolg möglich wäre. Die Rahmenbedingungen und Erfolgschancen für Blogs als Werbeträger werden sich also ändern…
Links:
- Massenpublikum: Geld verdienen mit Blogs – reloaded, 4. April 2008
- Blogbar: Kellnern, das bessere Profi-Bloggen, 3. April 2008
- Heise-online: re:publica: Geld verdienen mit Blogs bleibt hartes Geschäft, 3. April 2008
Zusammenfassungen der Diskussion gibt es auch hier:
- Pottblog: re:publica 08 – Geld verdienen mit Blogs, reloaded, 3. April 2008
- Medienlese: Geld verdienen mit Blogs, reloaded, 3. April 2008
- Ausnahmen bestätigen die Regel, aber Blogs, die weniger als 2000 PIs/Tag haben, dürften sich sehr schwer tun, mehr als niedrige Eurobeträge zu erlösen. [↩]
- Wie gesagt, das ist kein wörtliches Zitat Roberts! Sinngemäß kommt es allerdings dem nahe, was er mehrfach auf dem Podium sagte. Das Panel läßt sich übrigens wohl auch nochmals als Video-Cast ansehen… [↩]
- Um es hier aber gleich klarzustellen: Ich halte die Grundidee von Johnny, Sascha und Co. grundsätzlich für gut. Und ggf. würde ich mich mit meiner Wissenswerkstatt auch dem Netz anschließen. Meine Kritik zielt ausschließlich auf des höchstens semi-professionelle "Krisenmanagement". [↩]
- Bei der Medienlese findet sich bereits ein Interview mit Benedikt Köhler zu den Zielen der "AG Social Media" [↩]
- Was ja eben für andere Medien seit jeher möglich ist. [↩]
12 Gedanken zu „Blogmonetarisierung » Soll, kann, darf man mit Blogs auch Geld verdienen? | re:publica’08 – III“
Ich will nicht rumnölen, aber derartige Einsichten habe ich mir ca. in meiner zweiten Woche als Blogger schon aus dem englischsprachigen Internet (konkret u.a. problogger.net) geholt und teilweise umgesetzt. Es gibt einen Riesenhaufen englischsprachiger Quellen zu diesem Themenkomplex, so dass ich zumindest den Teil der re:publica als redundant betrachten würde. Aber ich war ja nicht dabei, insofern ist das nur eine Ferndiagnose.
Die indirekten Verdienstmöglichkeiten durch Blogs sind je nach Branche in der Tat nicht zu verachten, wie ich gerade am eigenen Leibe erfahren durfte. Für mich hat sich das Bloggen auch finanziell gelohnt, und das, obwohl der Fischblog werbefrei ist und auch bleiben wird.
@Fischer:
Na, na, na… du willst mir doch nicht erzählen, daß die Informationen zur Gründung der „AG Social Media Forschung“ und den damit sich möglicherweise verändernden Rahmenbedingungen für Blogmarketing schon olle Kamellen sind. Die AG ist ja gerade mal vor zwei Tagen „geschlüpft“. ;-)
Ansonsten: klar, Du hast recht. Auf dem Podium waren jetzt keine Einsichten zu hören, die nicht auch zuvor schon diskutiert und bekannt waren. Die Tatsache, daß man (derzeit!) mit Blogs mittlerer Reichweite keine nennenswerten Beträge erwirtschaften kann, darf wohl als bekannt vorausgesetzt werden.
Allerdings ist es in der Blogszene dennoch so, daß viele Hoffnungen in der Richtung kursieren. Deswegen war es mir wichtig, nochmal daran zu erinnern, daß Blogs nicht nur direkt, sondern eben „indirekt“, als Instrument eingesetzt werden können (und sollten!), um dann möglicherweise zu profitieren. Wie es eben Don Dahlmann anschaulich geschildert hat und ja eben auch Du hier skizzierst.
Daß Du es lange wußtest, glaube und weiß ich ja. Es gibt allerdings immer noch ne Menge Blogger da draußen, denen man es sagen muß. ;-)
Die AG Social Media ist schon eine sehr spannende Sache, das stimmt. Ich erwarte natürlich auch, brühwarm über eventuell publizierte Papers informiert zu werden, damit ich auch mal ein bisschen Blog-Nabelschau betreiben kann, ohne mein Publikationsorientiertes Konzept zu torpedieren. ;-)
Ich finde es langsam etwas ermüdend, immer den Kommerzialisierungsverdammer unterstellt zu bekommen und wünschte mir, dass Folgendes berücksichtigt wird, deshalb nochmal:
Ich habe nichts, null, nada gegen kommerzielle Blogs aller Art. ich finde das, was Robert Basic macht, ebenso ok wie Boing-Boing, Gawker etc. pp, sowie Leute, die Amazon-Affiliate-Werbung oder Google-Ads haben – ich schau mir das eh nicht an, aber bitte, nur zu, meinen Segen haben sie. Wogegen ich aber etwas habe, sind Bestrebungen kommerzieller Blogger, die Aussenansicht der Blogosphäre in ihrem Sinne zu vereinheitlichen. Ironischerweise habe ich mir Adical auf Wunsch von Johnny Haeusler lange angeschaut und meine konstruktiv-kritischen Anmerkungen so lange per Mail geäussert, bis Sascha Lobo den Interview-Rappel bekam und aus persönlicher, schon lämger bekannter Aversion meinte, mich zu den paar vorvorgestrigen Krakeelern zählen zu müssen, die sich dem Zug der Subkultur zur Kultur in den Weg stellen.
Das ist der Grundkonflikt. Adical hat versucht, eine „Professionalisierung“ durchzuziehen und dabei präventiv die Kritik und Diskussion zu diskreditieren. Es ist absolut enervierend, von Haeusler einerseits gebeten zu werden, erst mal abzuwarten, und gleichzeitig von Schwenzel, Lobo, Niggemeier, Walter, Winks und anderen Adical-Begünstigten zur Begleichung alter Rechnungen aufgefordert zu werden. Weite Teile des Netzwerkes von Adical wollten im April/Mai 2007 einen grundlegenden Konflikt, um alle Probleme auszuräumen, und sei es, dass die bald darauf von Adical bezahlte Freundin von Felix Schwenzel ihre Angriffe vom Stapel liess. Also haben wir „anderen“, ohne uns übrigens gegenseitig allzu grün zu sein, den Duiskurs aufgenommen, nicht gerade mit weichen Seidenbandagen geantwortet und – sicher zur Überraschung von Adical – mehr als nur einen Sparringsgegner geliefert.
Meine Grundkritik momentan speist sich vor allem aus der notorischen Uneinsichtigkeit, die Lobo gerade wieder gezeigt hat: Yahoo-Werbung sei schlecht gewesen, weil kurz danach ein Beschluss der Gesellschafter gegen menschenrechte und die Flickr-Zensur kam. Das ist falsch. Yahoo war schlecht, weil sie meines Erachtens sehr genau wussten, dass es zum Konflikt kommen würde, aber geglaubt haben, sie könnten sich den Tabubruch leisten. Das Geld haben sie ja trotzdem genommen, die Werbung ist weiter gelaufen, und an chinseische Dissidenten wurde das auch nicht gespendet (ich weiss da nur von einer Ausnahme).
Man kann das alles tun, aber nochmal: Adical hat diesen Konflikt öffentlich über Spiegel, Zeit und andere Medien angeboten. Sie haben den Konflikt bekommen. Sie sind nicht gut damit gefahren. Es war definitiv nicht meine Idee, es an dieser Stelle und zu dieser Zeit und an diesem Objekt auszufechten, ich hielt und halte Trigami für weitaus problematischer. Aber ich habe ein paar Jahre Erfahrung im Umgang mit nervigen Startuppern und inkompetenten Pleitiers, und wenn sie den Konflikt wollen, können sie ihn haben. Das ist eigentlich alles.
@Don:
Danke für die Klarstellung Deiner Position. Ich behaupte mal so frech, daß mir Dein Standpunkt durchaus bewußt war. Deswegen schrieb ich ja oben auch von „Skeptiker“ und nicht von Anti-Kommerzialisierungs-Fundamentalist.
Und was Kritik am Gebaren der Adical-Mannschaft anlangt, so liegen wir vermutlich nicht gar so weit auseinander. Zu den alten Rechnungen und den Empfindlichkeiten (auf beiden Seiten!) kann und mag ich zwar nicht viel sagen, die in meinen Augen unprofessionelle und beinahe weinerliche Reaktion von Sascha und Johnny fiel mir (wie erwähnt) aber auch negativ auf.
Weniger einverstanden bin ich freilich mit der etwas pauschalen Kritik an der republica, die von Deiner Seite zu lesen war. Die Tatsache, daß Spreeblick und Newthinking als Veranstalter fungieren, diskreditiert noch lange nicht die gesamte Veranstaltung.
In meinen Augen genügte ein genauer Blick auf das Programm, um wirklich spannende Vorträge und Workshops zu finden. Die gab es vielleicht nicht immer im „Großen Saal“, aber die Themenpalette, die Referenten und letztlich auch das Publikum war wirklich bunt und vielfältig. Das Etikett „Werbevermarkterkongress“ – damit zieltest Du auf die republica insgesamt! – ging an der Sache vorbei.
Ansonsten habe ich nicht von ungefähr die zwei kurzen Passagen aus deinem Blogpost zitiert. Hier stimme ich Dir ja eben ausdrücklich zu, daß es – um ggf. erfolgreich eine Vermarktung zu starten – eben unbedingt notwendig ist, das „Angebot“ solide zu planen und seine Grundlagen zu überdenken. Soll heißen: just das von Dir erwähnte Defizit (daß die Informationen über die Leserschaft fehlen) ist in meinen Augen der springende Punkt. Wenn man hier Abhilfe schafft, dann wäre m.E. ein neuer Anlauf gerechtfertigt.
Dessen Erfolgsaussichten Du sicher skeptisch, ich dagegen vorsichtig optimistisch einstufen würde.