» Deutschland sucht den Feuilletonblogger
Ich habe den Eindruck, daß mehr und mehr akzeptiert wird, daß Blogs in erster Linie ein leicht handhabbares Publikationsinstrument sind. Und mit dessen Hilfe lassen sich beliebige Texte veröffentlichen.1
Nur weil etwas in einem Blog veröffentlicht wird, ist es nicht irrelevant. Nur weil ein Text im Web2.0-Kontext nach Lesern giert, ist er noch lange nicht auf der Höhe der Zeit. Was ich sagen will: in Blogs ist banaler Blödsinn genauso zu finden, wie man auf wunderbare Essays oder wissenschaftliche Miniaturen stoßen kann. Es gilt: man muß genau hinsehen, sich etwas Zeit nehmen und: lesen!
Jemand, der das schon lange weiß, ist Raphael Raue. Irgendwann vor 2 Jahren war er in seinem Onezblog stark engagiert und letztes Jahr hob er den Gemeinschaftsblog „Endlosrekursion“ aus der Taufe. Die Idee, die hinter diesem Projekt steht, ist folgende:
„So werden wir versuchen ein Magazin über Gesellschaft, Kunst, Kultur, Philosophie, Politik, Bücher, Filme und Skurilitäten zu entwerfen, was aber immer noch die Interaktivität, die Wärme eines Blogs hat.“
Und die Texte, die in den letzten Monaten dort zu lesen waren, hoben sich wohltuend aus der Masse heraus. Nun ist es aber so, daß Raphael noch weitere Mitstreiter sucht. Gesucht sind Gastautoren und einfach Menschen, die Lust aufs Schreiben haben. Alle, die ausprobieren wollen, wie sich bloggen „anfühlt“, sind aufgefordert, sich drüben bei der Endlosrekursion zu melden:
„Wir von der Endlosrekursion sind der Meinung, dass es sich lohnt Gedanken auszubreiten und dies auch vor einer Leserschaft zu tun. Meinst du auch, dass sich ein solches Experiment sich lohnen könnte, dann melde dich hier in den Kommentaren. Und habe keine Angst, du musst nicht schon reimen können wie der junge Hölderlin, eine sprachliche Perfektion mitbringen wie Thomas Mann oder wortgewaltig sein wie Friedrich Nietzsche. Es reicht schon, wenn du gerne schreibst, dich irgendwo in dem Themengebiet der Endlosrekursion (grobe Richtung Geisteswissenschaft) wieder findest und bereit bist Denken nicht als notwendiges Übel zum Broterwerb anzusehen.“
Also, wer sich angesprochen fühlt, der findet bei Raphael und Co. eine kompetente Anlaufstelle:
- Soeren Onez: Autoren gesucht!, in: Endlosrekursion, 14.5.2008
» Genußblog von Profis
Wenn ich einigen Insidern2 glauben darf, so ist das Feld der Genuß-, Koch- und Ernährungsblogs eine hochspannende und dynamische Angelegenheit. Schließlich wird auch in schlechten Zeiten gegessen und getrunken und für die Suche nach einem schnellen Rezept wird das Web täglich hunderttausendfach genutzt.3
Nun ist es natürlich die eine Sache, wenn Hobbyköche von ihren täglichen Küchenabenteuern berichten, eine andere, wenn professionelle und möglicherweise preisgekrönte und sternenumrankte Kochstars sich in Blogs mitteilen. Eher zufällig bin ich auf den Blog „nachgesalzen“ gestoßen, wo gleich vier Promi-Köche in die Blogtasten greifen.
Einer davon ist Vincent Klink, der seit Jahren in Stuttgart in seiner „Wielandshöhe“ aufkocht, nebenbei (meist im Duett mit Wiglaf Droste) ein wenig literarisch-publizistisch tätig ist und – das als Randbemerkung – aus meiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd stammt. Also: ein Landsmann und Multi-Talent, zudem Schwabe. Den muß ich doch einfach erwähnen, oder?
Jedenfalls sind in diesem Blog gelegentlich Notizen von Klink zu lesen. Meist in dieser Art:
„Unter anderem gab es Rohe Auster mit Cola-Schaum und Limonengelee. Meine Sache sind solche Gerichte und Experimente gar nicht und trotzdem muss so etwas sein:
Es geht um die Neugierde, die den Kindern schon ausgetrieben wird und die allgemein als Laster gehandelt wird. Die Menschheit wäre aber ohne diesen Aspekt heute noch auf Steinzeitniveau. Ein Wissenschaftler ohne Neugierde hat seinen Beruf verfehlt. Ein Koch den nicht die Neugierde umtreibt ebenfalls.“4
Leider läuft das alles im Rahmen eines ZEIT-Blogs. D.h. die Navigation ist furchtbar, die weiterführenden Infos etc. sind kaum vorhanden – wie spannend könnte man so einen Blog gestalten, wenn man ein wenig Blogsachverstand und Engagement aufbrächte. Naja, einen Besuch lohnt der Blog dennoch. Es bloggen: Vincent Klink,5 Karl-Josef Fuchs,6 Christian Ottenbacher7 und Holger Stromberg8.
- Köcheblog: Nachgesalzen
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- Und deren Inhalt und Länge, thematische Ausrichtung und Qualität ist entscheidend! Nicht der Umstand, daß es sich zufälligerweise um einen Blog handelt. [↩]
- Auf meinem Balkon, lieber Alin vom Rezepte-Blog Huettenhilfe, läuft gerade die Chiliaufzucht auf Hochtouren. Wenn die Ernte ansteht, werde ich mich melden und berichten, ob die Chilis auch wirklich so scharf sind, wie versprochen. [↩]
- Und das heißt, daß man prinzipiell auf einem Kochblog durchaus Werbebanner schalten kann, was bspw. in Wissenschaftsblogs m.E. vollkommen sinnlos ist. [↩]
- Am 6.5.2008 unter dem Titel: Neugierig bleiben! [↩]
- Schwäbischer Vorzeigekoch, seit Jahrzehnten mit Sternen prämiert, Verfechter regionaler und biologischer Landwirtschaft. [↩]
- Sproß einer Gastwirtsfamilie mit 400jähriger Tradition. Er kocht im Hotel Spielweg im Münstertal. [↩]
- Christian Ottenbachers 4-Sterne-Hotel Adler im schwäbischen Asperg ist seit 110 Jahren im Familienbesitz. [↩]
- Bekannt als Koch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Erkochte sich mit 27 Jahren seinen ersten Michelin-Stern und kocht seit 2005 im Restaurant „G“ in München. [↩]
2 Gedanken zu „Hilferuf: Die „Endlosrekursion“ sucht neue Autoren ::: Kochtopfgeplauder: Wenn Spitzenköche bloggen | Werkstatt-Ticker 23“
Hallo Marc,
bei mir sind heuer 17 Pflänzchen aufgegangen. Auf den Schärfegrad darfst Du Dich schon mal freuen. Aber bitte nicht verklagen wenn es die Erwartungen übertrifft ;) Also vorsichtig reinbeißen und nicht alles auf einmal verputzen ;)
Grüße
Alin
Hallo Alin,
ja bei mir sind es etwas über zwanzig kleine Chilipflanzen. Etwa die Hälfte mit den teuflischen Samen aus Deiner Zucht. :-)
Ich bin jedenfalls gespannt und: keine Sorge, ich bin ganz gut im Training, was den Chili-Konsum angeht.
Grüße nach Regensburg,
Marc
p.s.: Die Keimquote der Samen habe ich übrigens dadurch gesteigert, daß ich die Samen vor der Aussaat in einen lauwarmen Sud aus Schwarz- und Fencheltee für einig Stunden eingeweicht habe. Hat jedenfalls nicht geschadet…