» 17 Fragen an…
Seit rund 2 Monaten befrage ich im Wissenschafts-Café jede Woche einen weiteren Protagonisten der wissenschaftlichen Blogszene. Und wie ich aus einigen Mails weiß, trägt meine ursprüngliche Idee erste Früchte: nämlich die jeweiligen Blogger vorzustellen, sie ein klein wenig „prominenter“ zu präsentieren und auch den Menschen hinter dem jeweiligen Blog etwas sichtbarer zu machen.
Bei der Auswahl meiner Gesprächspartner1 versuche ich eine bunte Mischung herzustellen: es sind Chemiker dabeigewesen und Religionswissenschaftler, Pädagogen und Medienwissenschaftler. Und nun ist der erste Blogger zum Interview, der zur aktiven Garde der „Astroblogger“ zählt.
Es sind die Blogger, die nach den Sternen greifen. Und Andreas Müller, Astrophysiker an der TU München und dort wissenschaftlicher Koordinator im Exzellenzcluster Universe, ist so einer. Er beichtet, daß er (wenn er nicht die Wissenschaft gewählt hätte) heute vielleicht mit Text- oder Gesangsdarbietungen auf irgendeiner Bühne stehen würde.
Dem Publikum im Wissenschafts-Café verrät er noch mehr. Beispielsweise, was er vom Web 2.0 hält:
„Web 2.0 und die Blogosphäre lassen hinter der Technik des Internets den menschlichen Aspekt aufflammen: Wissen teilen und mehren durch neue Kommunikationsformen. Es ist die nächste logische Entwicklungsstufe des WWW.“
- Wissenschafts-Café: 17 Fragen an… Andreas Müller von “Einsteins Kosmos”, 16.6.2008
» Chlothianidin als Bienenkiller
Vor einigen Wochen hatte ich in der Wissenswerkstatt über ein massives Bienensterben berichtet, das vor allem Imker im Rheintal zu beklagen hatten. Zunächst war die Ursache unklar – rund 7000 Bienenvölker (so die damaligen Zahlen) starben binnen weniger Tage. Allerdings wurde damals bereits ein möglicher Übeltäter diskutiert: das Insektizid „Chlotianidin“.
Anhaltspunkte gab es zuhauf: in Italien mußte man bereits wenige Wochen zuvor ein Bienensterben verzeichnen und dort waren Chlotianidin-Rückstände in den toten Bienen gefunden worden. Auch gab es über viele Jahre Warnungen und Proteste von Imkern – einer der aktiven Imker, die stets auf die Risiken des von BayerCropScience hergestellten Insektizids (Handelsname „Poncho Pro“) hingewiesen hatte, ist Fridolin Brandt, der sich in den Kommentaren zu Wort meldete.
Nun hat sich der Verdacht gegen das Kontakt- und Fraßgift bestätigt. Das „Julius Kühn-Institut“2 teilt mit:
Von den bisher 66 im Zusammenhang mit den Schadfällen „Maisaussaat“ untersuchten Bienenproben wiesen die chemischen Analysen des JKIs bis auf eine Ausnahme den Wirkstoff Clothianidin nach. Während 27 Proben zwischen 2 und 10 Mikrogramm Wirkstoff/kg Bienen enthielten, wiesen 32 Proben einen Wirkstoffgehalt zwischen 10 und 100 Mikrogramm/kg Bienen auf. Eine Probe enthielt 212 Mikrogramm Wirkstoff/kg Biene; die restlichen fünf Proben lagen unter 2 Mikrogramm.
Die in den letzten Wochen durchgeführten Untersuchungen des JKIs bestätigen weiterhin die Vermutung, dass der Wirkstoff während der Aussaat des Maissaatgutes von diesem abgerieben wurde und die entstandenen Stäube über Verfrachtungen in der Luft auf blühende und von Bienen beflogene Pflanzen gelangt sind.
Damit sind nun wohl alle Fragen geklärt – traurig genug, daß man die Warnungen so lange ignoriert hat.
- Pressemitteilung: Analysen des Julius Kühn-Instituts zu Bienenschäden durch Clothianidin, 10.6.2008
» Ein Hoch auf den „Supreme Court“
Alle, die den Glauben an den Rechtsstaat noch nicht gänzlich verloren haben, durften sich letzte Woche endlich mal wieder freuen. Der US Supreme Court, also das höchste Gericht der USA, hat in einer Grundsatzentscheidung die aktuelle Position der Bush-Administration im Zusammenhang mit den Häftlingen auf Guantánamo korrigiert.
Künftig steht den Inhaftierten der normale, zivile Klageweg offen – im Neuronsblog3 hatte ich vor einigen Tagen u.a. folgendes dazu geschrieben:
„Sieg des Rechtsstaats über die Willkür?
Es ist absolut begrüßenswert, daß wenigstens die Richter in Washington sich der Tatsache erinnern, daß Menschen (selbst wenn sie schwerer Verbrechen verdächtigt werden) vor Willkürakten des Staates zu schützen sind. Und die Logik, die das „System Guantánamo“ prägt, kannte eben leider keine gleichen Rechte für alle – man sprach den Inhaftierten gar den Status als Kriegsgefangene ab, nur um sie als „unlawful enemy combatants“ („ungesetzliche feindliche Kombattanten“) zu etikettieren.
Es ist zu hoffen, daß die Richter damit das letzte Wort in der Guantánamo-Frage gesprochen haben und nun zügig und nach halbwegs transparenten rechtsstaatlichen Kriterien über die Inhaftierten befunden wird.“
- Marc Scheloske: Wegweisendes Urteil des US-Supreme-Court – Ende für das „System Guantánamo“?, Neurons, 13.6.2008
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