Wenn es der Familie und der Verwandtschaft gut geht, dann fühlt man sich selbst auch gut. Gemäß dieser Logik scheinen sich auch hochstehende Primaten zu verhalten. Bei Kapuzineraffen stellte man nun fest, daß prosoziales Verhalten umso wahrscheinlicher wird, je enger die Verbindung zum jeweiligen Artgenossen ist.
Wie eine Forschergruppe um Frans de Waal und Kirsten Leimgruber von der University von Atlanta nun in PNAS berichten, zeigen ihre Versuche mit Kapuzineraffen, daß einerseits subtil zwischen Familienmitgliedern und „befreundeten“ Affen unterschieden wird, andererseits daß die Verteilung von „Geschenken“ offenbar zur eigenen Selbstzufriedenheit beiträgt.1
Die Qual der Wahl: Wenn man Spielchips gegen leckere Äpfel eintauschen kann
In der Versuchsanordnung hatten die Forscher insgesamt acht weibliche Kapuzineraffen mit Spielchips ausgestattet, die gegen Nahrung eingetauscht werden konnten. Es wurden zwei verschiedene Münzsorten ausgeteilt: die Einlösung der einen Variante erbrachte ein Apfelstückchen, mit der anderen Münze erhielt zusätzlich ein zweiter Affe im Raum ebenfalls ein Stück Apfel.
Die Forscher beobachteten nun, daß die Affenweibchen vorwiegend dann die altruistische Variante wählten, wenn ein nahestehendes Partnertier in den Genuß des zweiten Apfelstückchens kam. Wenn „fremde“ Affen anwesend waren, dann wurde die egoistische Strategie gewählt: keine Teilhabe am Futter für unbekannte Artgenossen.
Versorgung der eigenen Sippe – Keine Empathie bei „fremden“ Affen
Frans de Waal schlußfolgert, daß dieser Effekt auf einen „Belohnungsmechanismus“ hindeutet, der aktiviert wird, wenn die Möglichkeit besteht, sozial nahestehende Artgenossen zu beschenken. Und er konstatiert:
„Wir glauben, daß prosoziales Verhalten auf der Fähigkeit zur Empathie basiert. Und das Einfühlungsniveau steigt bei Menschen und Tieren mit der sozialen Nähe. Es scheint so zu sein, als sorgten sich die Affen um das Wohlergehen derjenigen, die ihnen nahestehen.“
Ob diese Schlußfolgerung – daß hinter diesen Beobachtungen tatsächlich so etwas wie Empathie steht – statthaft sind, sollten m.E. weitere Untersuchungen zeigen. Wünschenswert wären hier nach meinem Verständnis zunächst Varianten dieser Versuchsanordnung.
Spannend wäre es v.a., wenn die Äffchen bei der Wahl der sozialen Variante gewisse „Einbußen“ hinnehmen müßten. Wäre die Tendenz die Sippenmitglieder zu versorgen immer noch so ausgeprägt, wenn man selbst mit einem etwas kleineren Apfelstückchen vorlieb nehmen müßte?
Hier sind also noch weitere interessante Untersuchungen zu erwarten.
Links:
- e! science news: Yerkes researchers find monkeys enjoy giving to others, 25.8.2008
- Spiegel Online: Affen sind glücklicher, wenn die Familie versorgt ist, 26.8.2008
- Frans B. M. de Waal; Kristin Leimgruber; Amanda R. Greenberg: „Giving is self-rewarding for monkeys.“ in: Proceedings of the National Academy of Sciences. www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.0807060105
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- Während ich diese Notiz schreibe, sehe ich, daß auch SpiegelOnline inzwischen eine Notiz dazu eingestellt hat. [↩]
1 Gedanke zu „Altruismus im Tierreich » Kapuzineraffen zeigen prosoziales Verhalten | Werkstattnotiz 112“
Ist eigentlich nicht neu, was da „nun“ festgestellt wird. de Waal sagt das seit Jahrzehnten, Hamilton hat seine kin-selection-These Ende der 60er Jahre aufgestellt und Dawkins hat’s dann popularisiert.