Bill Gates tut es, Leonardo DiCaprio auch und U2-Frontmann Bono sowieso. Sie engagieren sich für wohltätige Zwecke und öffnen dafür auch ihre Privatschatulle. Klar, wer sich für karitative Ziele oder den Erhalt des Regenwalds einsetzt, der erntet Sympathien.
Ob die Stars aus Medien und Wirtschaft sich lediglich betätigen, um ihr Image aufzupolieren oder ob echte Überzeugung dahintersteckt, darf uns eigentlich fast egal sein. Nun verstärkt auch der Suchmaschinenriese Google sein wohltätiges Engagement: Google.org schreibt sich den Kampf gegen Infektionskrankheiten und Seuchen auf die Fahnen.
Google.org: Wohltätigkeit und Forschungsförderung
Bereits 2005 wurde der Ableger Google.org gegründet, der die wohltätigen Aktivitäten des Unternehmens bündeln und koordinieren soll. Schwerpunkte des Engagements sind die Förderung erneuerbarer Energien, die (gesundheitliche) Krisenprävention, der Aufbau von infrastrukturellen Einrichtungen in armen Ländern, sowie die Entwicklung von Hybridantrieben. Rund 85 Millionen US-Dollar sind binnen der letzten 3 Jahre in solche Fördermaßnahmen geflossen.
Heute teilt Google.org mit, daß weitere 14 Millionen US-Dollar in die Abwehr und Früherkennung von Infektionskrankheiten und v.a. von Zoonosen investiert werden sollen. Durch dieses Paket sollen einerseits sog. Hot Spots (hauptsächlich in Südostasien und Afrika) identifiziert werden, wo die Gefahr, daß Viren von Tieren auf den Menschen überspringen, am größten ist. Andererseits sollen Strategien entwickelt werden, um im Ernstfall den Ausbruch einer Pandemie zu verhindern.
Natürlich stehen hier vergangene Fälle wie AIDS, SARS oder die Gefahr durch den Vogelgrippe-Virus H5N1 im Hintergrund. Im Einzelnen geht das Geld nun u.a. an folgende Projekte und Initiativen:
- 2 Millionen US-Dollar erhält das „Woods Hole Research Center“. Mit hochauflösenden Satellitenaufnahmen von Regenwaldzonen (wo die Gefahr der Übertragung vom Tier auf den menschen mit am höchsten ist), sollen Risikozonen identifiziert und die Übertragungswege besser verstanden werden.
- Rund 5.5 Millionen gehen an die „Global Viral Forecasting Initiative„, die Blutdatenbanken in sog. „Hot Spots“ erstellt und analysiert. Dazu zählen Länder wie Kamrun, Kongo, China, Malaysia, Laos oder Madagskar.
- Ungefähr 2.5 Millionen sollen die Arbeit der „Columbia University Mailman School of Public Health“ unterstützen. Dort wird versucht, neue Erreger möglichst frühzeitig zu entdecken. Gleichzeitig sollen Maßnahmen entwickelt werden, um vor Ort möglichst schnell und effizient eine Weiterverbreitung zu verhindern.
- Ca. 3 Millionen erhält ein Projekt des „Children’s Hospital„, das eine globale Infektionskarte und ein Meldesystem für auffällige Krankheitsausbrüche erstellen soll. Außerdem soll über ein System der Austausch zwischen Human-Medizinern, Veterinären und Umweltwissenschaftlern verbessert werden, so daß eine Früherkennung von Krisen besser möglich wird.
14 Millionen US-Dollar sind eine nette Summe. Aber hätte Google nicht noch ein wenig mehr drauflegen können?
Larry Brilliant, Geschäftsführer von Google.org ist überzeugt: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir das nächste AIDS oder SARS nicht verhindern.“ Womit er sicher nicht falsch liegt. Ich frage mich nur, ob die Summe von 14 Millionen Dollar wirklich bereits das Limit darstellt, was Google hier leisten kann. Ein milliardenschweres Unternehmen sollte doch eigentlich fast noch eine Null mehr auf den Scheck schreiben können, oder?
Daß die Verhinderung einer neuen Pandemie zumindest Larry Brilliant, dem Chef von Google.org, ein Anliegen ist, kann man übrigens an diesem TED-Vortrag aus dem Jahr 2006 sehen:
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2 Gedanken zu „Imagekampagne oder Wohltätigkeit aus Überzeugung? » Google unterstützt den Kampf gegen Infektionskrankheiten und Pandemien | Werkstattnotiz 124“
14 Millionen Dollar ist viel Geld – betrachtet man die Unternehmenszahlen von Google aus dem Jahr 2007, dann relativiert sich das tatsächlich: Umsatz: 16,594 Mrd. US-Dollar, Gewinn nach Steuern: 4,203 Mrd. US-Dollar.
Prognose für 2008 nach dem 1. Quartal: Umsatzzuwachs um 40 Prozent, Gewinnzuwachs um 30 Prozent. Und: Der Markenwert von Google wird inzwischen auf 86 Milliarden Dollar geschätzt – Nummer 1 in der Welt. Da dürfte für Forschungsprojekte, die der Menschheit dienen, in der Tat ruhig ein wenig tiefer in die Tasche gegriffen werden.
@Chrib:
Ja, im Verhältnis zu einem Gewinn von über 4 Mrd. US-Dollar sind natürlich die 14 Millionen, die jetzt für wohltätige Forschungsprojekte ausgeschüttet werden, recht mager. Allerdings muß man fairerweise hinzufügen, daß Google.org bereits mehrere Projekt-Finanzierungsrunden hinter sich hat – und vielleicht wird es ja in Zukunft auch mehr.
Möglicherweise führt ja auch die Tatsache, daß Google in den letzten Monaten nun doch verstärkt in die Kritik geraten ist und das einst glänzende Image ein paar Kratzer erlitten hat, dazu, daß man sich über diesen Umweg wieder einige Sympathienerwerben will. Mit Engagement im dreistelligen Millionenbereich sollte das möglich sein. ;-)