Man kann trefflich darüber streiten, ob so komplexe Tatbestände wie die Leistungsfähigkeit einer Universität überhaupt „meßbar“ sind. Denn abgesehen von methodischen Problemen, gibt es zweifellos Vieles in der Welt von Wissenschaft und Forschung, das sich niemals in Ranglisten und Tabellen abbilden läßt. Dennoch haben Rankings gerade im Universitätsbereich zuletzt eine immer größere Bedeutung erhalten. Nun liegt eine neue, internationale Vergleichsstudie vor – mit wenig schmeichelhaften Ergebnissen für die deutschen Unis.
Eines der meistbeachtetsten Rankings im Hochschulbereich ist das Shanghai-Ranking, das fast ausschließlich die Forschungsleistungen bewertet. Seit gestern liegt nun die Rangliste des britischen THE-Magazins vor,1 das im Unterschied zu anderen Vergleichskatalogen auch die Geisteswissenschaften berücksichtigt und auch die Rahmnebedingungen für Studenten, die Qualität der Lehre oder die Internationalität einer Uni berücksichtigt.
Wichtigstes Kriterium der THE-Rangliste ist ein „Academic Peer Review“-Score, der aus der Einschätzung von vielen tausyend interantionalen Experten ermittelt wird. Weitere Faktoren sind die Bewertung durch Unternehmen, die die Qualität der Absolventen einschätzen; dazu kommen die Quoten für das Verhältnis zwischen Dozenten/Studenten, wodurch sich in etwa die Betreuungsqualität abschätzen läßt. Außerdem fließt der wissenschaftliche Output,2 sowie der Prozentsatz ausländischer Forscher und Studenten mit ein.
Die angelsächsischen Unis belegen die Top-Positionen
An der Spitze findet man die üblichen Verdächtigen: Harvard vor Yale, dann Cambridge und Oxford. Dahinter folgen weitere Unis aus den USA und Großbritannien. Erst auf Rang 16 folgt die „Australian National University“, nochmal zwei Plätze dahinter die Universität Tokio.
Nach deutschen Vertretern muß man lange suchen: auf Platz 57 führt die Uni Heidelberg die deutsche Riege an. Dann folgt auf Platz 78 die TU München und auf Platz 93 die LMU München. Hier fällt auf, daß die beiden Münchner Unis im Vergleich zum Jahr 2007 viele Plätze eingebüßt haben. Die TU rutscht 11 Rangplätze zurück. Die LMU München sogar 28 Plätze.
Die deutschen Unis verlieren im Vergleich zum Jahr 2007 an Boden. Die LMU München rutscht um fast 30 Plätze ab.
Was läuft da schief? Sollte man nicht erwarten, daß die ersten Exzellenz-Millionen für Verbesserungen sorgen? Noch eine Ebene dahinter folgen dann die Berliner Unis: FU Berlin (137.), HU Berlin (139). Dann kommen noch die Uni Freiburg (147.) und die Uni Tübingen (155.).
In der Gesamtbilanz sehr ernüchternd. Wobei – siehe oben – solche Rankings sind mit großer Vorsicht zu genießen. Die Hochschulpolitiker hierzulande, dürften freilich dennoch nicht erfreut sein.
Hier die Top-20 (die weiteren Plätze findet man unter dem angegebenen Link):
- THE: World beaters: but what makes these universities special?, 9.10.2008
5 Gedanken zu „Internationales Universitäts-Ranking: Deutsche Unis rutschen ab | Werkstattnotiz 121“
Naja, ich hab letztens gelesen, dass die amerikanischen staatlichen Unis gerade richtig untergehen. Und die Privatunis sind ja letzendlich nur Inseln, bei denen ganz egal ist, wo sie sind – ob in Amerika oder woanders.
Auch für Studenten hat solch ein Ranking doch eigentlihc keinen Wert. Ich z.B. kann an mein Fach an meiner Uni besser studieren als in München…
Wozu gibt es solche Studien überhaupt?
Und, als Nachtrag, Stanford nur auf Platz 17? Ich weiss ja nicht.
Ranglisten sind halt was sie sind. Unterhaltsam, ansprechend für die kompetitiven unter uns, verallgemeinernd, äusserst beliebt aber wenig aussagekräftig.
Diese hier ist aber offensichtlich eine Ausnahme. Schliesslich schafft es die Universität Genf auf Rang 68!
P.S.: Bei allem Lokalpatriotismus, ich rätsle.
@Stefan:
Du hast sicher vollkommen recht, daß (gerade für Studenten) ein solches Ranking nur sehr, sehr bedingt relevant sein kann. Zumal im THE-Ranking ja nur gesamte Unis miteinander verglichen werden – und die Qualität der Lehrveranstaltungen, die Ausstattung des jeweiligen Instituts, das angebotene Spektrum der Seminare und Vorlesungen variiert natürlich auch innerhalb der einzelnen Unis von Fach zu Fach.
Ein Ranking wie oben ist sicherlich nur für Hochschulpolitiker interessant – für Studenten, die sich über das Angebot in einer bestimmten Disziplin orientieren wollen, gibt es allerdings andere Rankings. Das CHE bietet ja u.a. ein solches für Deutschland an.
@ali:
Die Uni Genf habe ich glatt übersehen. Aber ich habe auch nur kurz nach (bundes-)deutschen Unis gescannt. Die ETH Zürich oder die Uni Wien sind natürlich auch unter den Top50 plaziert. Wollte ich nicht verschweigen. Ansonsten: jep, die Rankings sind mehr oder minder Spielerei.