Man sollte nicht so naiv sein und glauben, daß es immer erfreulich ist, wenn man auf seine Fragen auch Antworten erhält. Es ist ein grundsätzliches Dilemma, das Individuen und Gruppen in gleichem Maße betrifft: denn der Ratsuchende erhofft sich zwar irgendeine Hilfe in Form einer Antwort oder Empfehlung, er riskiert aber, daß die Antwort im Widerspruch zu bestimmten Sachverhalten steht und man erst recht ratlos ist.
Ganz offensichtlich ist es dem Bundesbildungsministerium nun auch so ergangen: wie die dpa heute1 meldet, hatte das Schavan-Ministerium beim Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover eine Expertise in Auftrag gegeben, die die Studienentscheidung von Abiturienten, sowie die Effekte von Studiengebühren klären sollte.
Und Studiengebühren schrecken doch ab
Die Studie, die auf der Befragung von 5240 repräsentativ ausgewählten Studienberechtigten des Jahrgangs 2006 basiert, ist offenbar seit mehreren Wochen fertiggestellt. Der Auftraggeber, das Bundesbildungsministerium, ist aber ganz offensichtlich nicht wirklich glücklich mit den Ergebnissen und hat – so die Meldungen – die Studie bislang unter Verschluß gehalten.
Kein Wunder: denn wenn die Zahlen zutreffen, die heute vormittag duchsickerten, dann ist dies eine schallende Ohrfeige für alle Befürworter von Studiengebühren. Denn diese versichern ja gebetsmühlenhaft, daß durch die Gebühren niemand vom Studium abgeschreckt werde, im Gegenteil die Studenten ja durch bessere Ausstattung der Unis, mehr Lehrpersonal etc. durchaus profitieren würden.
Gebührenmonster: Rund 18.000 potentielle Studenten verzichten auf ein Studium
Das ernüchternde Ergebnis der Experten vom HIS: im Jahr 2006 haben alleine wegen der anfallenden Gebühren bis zu 18.000 junge Menschen kein Studium aufgenommen2 – in Zeiten, in denen man gerade in Deutschland händeringend versucht, mehr junge Menschen zum Hochschulstudium zu ermuntern, geradezu ein Desaster.
Und wieder erleben wir, daß Herkunft und Bildungschancen hierzulande unnötig eng gekoppelt sind.
Weiter heißt es in der Studie, daß v.a. Abiturienten aus „bildungsfernen“ Schichten sich vom Studium abhalten ließen, wenn dies an Gebühren gekoppelt sei. Potentielle Studenten aus Akademikerelternhäusern lassen sich durch die Gebühren freilich kaum abschrecken.
Nun darf man also gespannt sein, wie sich das Bildungsministerium und Frau Schavan aus der Angelegenheit herauswindet und auch wie die Kanzlerin der Bildungsrepublik Deutschland mit diesem kleinen Skandal umgeht. Denn Studien (für die ja auch Geld bezahlt wird) unter den Tisch fallen zu lassen, zu verschweigen, was man selbst nicht wahrhaben will, das macht sich einfach nicht gut.
Wobei man sich hier keine Illusionen machen sollte: Institutionen agieren hier ganz ähnlich wie Individuen – unliebsame Informationen werden (falls möglich und halbwegs praktikabel) sehr häufig ausgeblendet und ignoriert. Pech natürlich für alle, die an der Studie mitgearbeitet haben und v.a. diejenigen, die von einer anderen Politik profitieren würden. Aber wenn – wie im konkreten Fall – einfach übergeordnete Inhalte/Vorgaben („Studiengebühren sind sinnvoll!“) mit neuen Informationen („Gebühren sind abschreckend!“) in Konflikt treten, dann ist ein solches Verhalten eher die Regel, als die Ausnahme.
- Untersuchung des Bildungsministeriums: Studiengebühren schrecken ab, tagesschau online
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- Hier der SpiegelOnline-Artikel dazu. [↩]
- Da ich natürlich die Studie selbst nicht kenne, kann ich zur Plausibilität nichts sagen. Vertraue in diesem Fall allerdings auf die Erfahrung der Hannoveraner Experten. [↩]
16 Gedanken zu „Studiengebühren haben abschreckende Effekte » „So genau wollten wir es dann doch nicht wissen“ | Werkstattnotiz 123“
Was soll ich sagen? Ich studiere in einem internationalen Studiengang. Wir laufen Gefahr, immer deutscher zu werden. 1000€ im Jahr sind mit einem deutschen Nebenjob als Bafög-Empfänger durchaus zu machen – unsere Kandidaten aus dem „Ostblock“ bekommen kein Geld von ihren Staaten, ihre Eltern verdienen umgerechnet 150€ im Monat. Da ist ein Betrag von 1000€ psychologisch schon erschreckend genug. Kurzum, die Kandidaten werden weniger… die Auslastung geht runter. Und wenn die Auslastung eines Studiengangs dauerhaft unter der Planung bleibt, dann kann das sehr unangenehme Konsequenzen haben.
Nun gut, nicht mein Problem, könnte ich sagen. Als Hiwi habe ich aber Einblicke in Verwaltungsstrukturen und in wenigen die Möglichkeiten, die selbst motivierte Professoren haben. Die von den Befürwortern mantraartig versprochenen Paradieszustände im Lehrbetrieb sind natürlich ausgeblieben, wundert einen auch wenig. Da fordern jüngere Studenten auf einmal Übungen, die ein Jahr vor den Gebühren noch selbstverständlich waren. Die Gebühren fallen überall in so tiefe Löcher, dass sie komplett darin verschwinden. (Sarkasmus: Wenigstens regnet es in der Bib nicht mehr durchs Dach. Dafür sind andere Gebäude nicht mehr betretbar, Einsturzgefahr. „Ostblock“, das sind mittlerweile wir selbst, wenn es um die Bausubstanz geht.)
Zusammengefasst: Detailverbesserungen der Situation der Studenten, gegen den allgemeinen Abwärtstrend kommt das Manöver aber nicht an. Es bleibt das Gefühl, ohne Gegenleistung zu bezahlen.
Hallo,
da kann man mal sehen, dass das was im „Kleinen“ auch im „Großen“ recht komplex ist. Wenn ich solcherlei Texte lese erinnere ich mich immer wieder an die propagandistischen Grabenkriege zum Thema Schulbuchgebühren in Berlin.
Als mehrfacher engagierter Familienvater hatte ich mich damals sehr darüber geärgert. Nicht nur weil dies mE nach (zumindest im Bereich der Grundschulen) noch immer gegen geltendes Recht verstößt, sondern weil allein dadurch Empfänger von Transferleistungen noch deutlicher „sichtbar“ werden (worunter dann vor allem die Kinder durch „Ständedifferntzierung“ seitens der Lehrkräfte zu leiden haben). Ich ließ sogar auf eigene Kosten Infoflyer bei uns Gestalten und Drucken, um diese an Berliner Schulen an Eltern zu verteilen. Ergebnislos! Trickreich hatte die Senatsverwaltung die Abstimmung über die Einführung, kurz vor den Sommerferien positioniert. Das Ergebnis war also absehbar (Tja, da war der Urlaub wichtiger als der Protest).
Heute nach Jahren aktiver ehrenamtlicher Arbeit im und mit dem Berliner Schulsystem, muss ich eingestehen das ich Grund falsch lag. Ich hatte die Sache zu emotional genommen und daher nicht konsequent zu Ende gedacht…
Diese Gebühren waren nie dazu gedacht die Kosten für die Schulbücher zu tragen, bzw. um die Kassen des angeschlagenen Berliner Haushalts direkt zu entlasten. Es handelte sich unter dem berühmten kaufmännischen „Doppelstrich“, um eine pädagogisch erzieherische Maßnahme gegenüber Eltern, die ihren Kindern nicht mehr beibringen auf Dinge zu achten die ihnen nicht gehören (die sie eben nicht bezahlen mussten). In Summe wurde nicht ein Cent gespart, die früher stetig absurd steigenden Kosten für Schulbücher wurden durch diese Maßnahme lediglich auf ein akzeptables Maß reduziert/eingefroren. Aber offen sagen wollte und will das eben kaum jemand. Und eingestanden hätte und hat es niemand.
Wer weiss schon wie der Sachverhalt im Falle der Studiengebühren präzise gelagert ist? Nur weil z.B. das Bundesbildungsministerium eine miserable Pressestelle hat, gleich eine böse Verschwörung gegen die sog. „Bildungsfernen“ Schichten und die armen Ausländer zu unterstellen ist mE nach überzogen.
Immerhin. Bezogen auf die Studenten aus dem europäischen Ausland vermisse ich persönlich z.B. immer wieder die Recherche in den Herkunftsländern dieser Studenten. Primär bezüglich der dortigen Universitäten, bzw. wie dort mit deren Ausstattung umgegangen wird. Sekundär ganz pragmatisch „Wer bezahlt die Zeche?“, „Welche Art von Kosten werden von wem getragen?“ etc. pp..
Auch was die Deutschen Unis angeht, kann man durchaus differente Ansichten vertreten. Es mag die aktuellen Deutschen Akademiker nicht gerade erfreuen, aber schlussendlich haben sie vermutlich durch ihre über Jahrzehnte währende Ignoranz und falsche Toleranz zu Themen wie „fahrlässige bis grobe Sachbeschädigung“ und sogar „aktiven Vandalismus“, an den hiesigen Universitäten, selbst den Nährboden für solcherlei Ansinnen bereitet. Neulich in Münster parkten wir in etwas das man nur noch mit Not als „Parkhaus“ bezeichnen kann (gleich neben der sog. Mensa II). Irgendwie erinnerte mich dieses Gebäude an die Umgebungsbeschreibungen aus „Christiane F. – wir Kinder vom Bahnhof Zoo“. Zweckentfremdung sollte Grenzen haben. In Berlin hätte die Bauaufsicht das „Etwas“ längst geschlossen, da bin ich mir sicher…
Und darüber hinaus, aus einem Gespräch mit einem angehenden Chemiker:
Er: „Jetzt spinnen die total. Jetzt darf ich nur noch in’s Labor, wenn ich eine Versicherung abschließe. Woher soll ich denn das Geld nehmen?“
Ich: „Warum und wie viel sollt ihr denn bezahlen?“
Er: „Angeblich wegen der Sachschäden im Labor, weil soviel kaputt gehe. 200,- Euro im Jahr. Das geht doch nicht. Da muss ich einen Aushilfsjob annehmen“
Ich: „Was kostet denn ein Reagenzglas? Gehen die wirklich so oft kaputt?“
Er: „Was weiss denn ich? Bin ich ein Einkäufer? Kann ja wohl nicht so teuer sein in der Menge, oder? Ab und an fällt schon mal was auf den Boden. Das ist halt so.“
Um die Sache konstruktiv anzugehen sollten sich alle Beteiligten einmal ganz nüchtern die Frage stellen, wozu diese Gebühren denn tatsächlich[tm] herhalten können, bzw. vielleicht sogar wiederum tatsächlich[tm] ursprünglich herhalten sollten. Hier eine offene Kommunikation anzustreben, sowie die relevanten „Bücher“ offen zu legen, ist sicherlich sinnvoller, als solcherlei Studien in welche Richtung auch immer zu werten.
Fraglich ist dann nur noch ob wir als Erziehende -oder als Lebensgemeinschaft- bereit sind, mit den u.U. unschönen (dafür aber realistischen) Konsequenzen zu leben…
Gruß
@DrNi:
Du sprichst da sicher zwei wichtige und richtige Punkte an: 1. trifft es natürlich gerade Gaststudenten noch härter (wobei es da in vielen Ländern, soweit ich weiß, auch Ausnahmeregelungen gibt), 2. ist es eben mehr als frustrierend, wenn man sieht, daß trotz der neuen Einnahmequellen durch die Gebühren dennoch gekürzt wird und die Gelder nicht oder nur kaum zu spürbaren Verbesserungen im Lehr- und Unibetrieb beitragen.
@Michael Kostic:
Die Sache mit der Lehrmittelfreiheit (also die Bereitstellung von Schulbüchern durch den Schulträger oder eben die Eltern) ist sicher auch so ein Fall, in dem die vermeintlichen Einsparungen auf Seite der öffentlichen Hand recht unwesentlich sind, dafür an anderer Stelle möglicherweise starke negative oder zumindest ärgerliche Effekte haben. Ich selbst bin durchaus froh, in Baden-Württemberg die Schule besucht zu haben, wo man die Schulbücher gestellt bekam.
Zur Studie im Zshg. mit den Studiengebühren:
Die Schlamperei bzw. Unfähigkeit in der Pressestelle kann man m.E. ausschließen. Sowas „passiert“ nicht einfach, das wurde bewußt zurückgehalten, kein Thema. Und ich möchte an der Stelle nochmals festhalten, daß ich keinesfalls von einer „Verschwörung“ gegen bildungsferne Schichten gesprochen habe!
Es ist einfach ein Ergebnis der Studie, daß die Wahrscheinlichkeit steigt, daß potentielle Studienanfänger letztlich doch Abstand vom Studium nehmen, wenn sie aus weniger privilegierten Milieus kommen. Da braucht man keine Verschwörung daraus zu basteln.
Und was die weiteren Anmerkungen betrifft: ja, klar, es gibt zahllose Beispiele dafür, daß auch seitens der Studenten es nicht entsprechend gewürdigt wird/wurde, daß sie quasi zum Nulltarif studiert haben. Aber der anekdotische Verweis auf einen verbohrten Chemiestudenten, dem nicht einleuchten will, daß eine Versicherung in Höhe von 200,- Euro/Jahr zumutbar ist, ändert doch bitte nichts an der Gesamtdiagnose: Studiengebühren haben Effekte, die (auch von den Politikern, die sie beschlossen haben) nicht intendiert wurden.
@Marc: Was die ausländischen Studenten angeht, so habe ich nicht umsonst das Wörtchen „psychologisch“ verwurstet. Also wenn ich einen Betrag lesen würde, für den mein Vater ein halbes Jahr in die Fabrik gehen müsste, dann würde ich schon gar nicht mehr bis zu den Ausnahmeregelungen weiterlesen.
@Michael: Ich weiß nicht, ob ich aus meinen Erfahrungen nachvollziehen kann, dass (angehende) Akademiker die Ausstattung ihrer Universität im Stil verzogener Kindergartenkinder malträtieren. Ich habe das zumindest noch nicht erlebt. Was ich aber sehe ist die Desillusionierung einiger in jüngeren Jahren engagierter Mitarbeiter, weil sie so langsam einen Dachschaden davon haben, immer mit dem Kopf gegen bürokratische Wände zu rennen.
Es ist auch die Frage, ob die Studiengebühren die Wertschätzung des Studiums bei den von ihnen Betroffenen erhöht. Zusammen mit dem meiner Erfahrung nach doch sehr schulischen Bachelor/Master-System, das auf zügige Abschlüsse in Hauruck-Tunnelblick-Studium angelegt ist, kann doch der Student die Hochschule eigentlich nur noch als notwendiges Übel ansehen, dem man möglichst schnell entkommen sollte. Die Universität ist vermutlich für die meisten Studenten keine Institution, bei der sie sich als „Mitglieder“ ansehen. Also wenn ich im amerikanischen Stil Studiengebühren zahlen würde, dann wären mir die Reagenzgläser im Labor doch vollends egal: Für so viel Geld könnt ihr doch eh jedes Jahr eine neue Ausstattung kaufen! Das Geld als einziges Mittel der Wertbestimmung funktioniert eben doch nicht immer, auch wenn gute Kapitalisten das gerne hätten.
Was die „Bücher“ angeht, also die aktuelle Verwendung der Studiengebühren, so ist die Hochschule zumindest hier in BaWü keine Auskunft schuldig. Keine sehr vertrauensbildende Regelung. Man kann sich natürlich fragen, was mit dem Geld gemacht wird und gemacht wurde. Man kann aber auch wissen, was derzeit nicht damit gemacht werden kann: Mehr Dozenten einstellen und erwiesenermaßen unfähige loswerden.
Ich weiß mein erworbenes Wissen zu würdigen. Nun wünsche ich mir, Nichtakademiker auch mal so sehen. Seit Beginn meines Studiums fragen die mich nur, wann ich endlich fertig sei und konstatieren, wie faul ich denn wäre. Zum Thema Faulheit: Ein gutes haben uns die Studiengebühren gebracht. Wir können nun auch Sonntags in der Bibliothek faulenzen. (Polemik: Da müssen wir schon nicht daheim die Nebenkosten für das Wasser der Klospülung bezahlen, das schnorren wir unverantwortungsvoll von der Uni!)
In jedem anderen Feld werden Steuern ganz offen damit begründet, Anreize für gesellschaftlich gewünschtes Handeln zu setzen (oder eben unerwünschtes zu reduzieren). Politiker, die von Zigaretten und Kraftstoffsteuern bis Eigenheimzulage und Kindergeld so argumentieren, aber bei Studiengebühren behaupten, das könne da doch gar nicht sein, wie käme man denn auf sowas — diejenigen muss ich als Politiker nicht mehr ernst nehmen, schon gar nicht mehr wählen. Ich würde sogar polemisieren und sagen: diejenigen Politiker muss ich auf der Straße auch nicht mehr grüßen.
@ Michael Kostic
Bei den chemischen Praktika und dadurch entstehenden Kosten geht es nicht um einen erzieherischen Effekt, schon weil es eine Pauschale ist, die man mit eigenem Verhalten nicht mehr steuern kann. Das trifft übrigens auch auf Schulbücher zu, wenn die Sanktion vorab und für jeden getroffen wird.
Im Labor wird Erziehung zur Sorgfalt im Allgemeinen schon dadurch erreicht, dass sorgloses Zusammenpanschen dazu führt, dass man Versuche beliebig oft wiederholen muss, bis sie klappen. Und durch die nicht unerhebliche Gesundheitsgefahr, wenn man mit Glas und Chemikalien arbeitet.
Alles andere ist eine reine Budget-Frage für die Unis, dass die inzwischen oftmals auch rein fahrlässig verschuldete Schäden, wie sie in jedem Labor mit Neulingen zwangsweise passieren, von den Praktikanten zahlen lassen. Bei jedem Angestellten würden sie damit vom Arbeitsgericht abgewatscht, solange keine grobe Fahrlässigkeit vorliegt. Aber studentische Praktikanten sind natürlich keine Angestellten.
Aber zum „erzieherischen“ Effekt durch Versicherungen (von der FU-Berlin-Seite): „Nicht pauschal vom Tisch zu wischen ist die Befürchtung, dass die Gewissheit einer Schadendeckung durch die Versicherung zu mehr Sorglosigkeit im Labor verleitet, so dass die Schadenhäufigkeit durch den Versicherungsschutz vergrößert wird.“
Münster ist übrigens für Studenten Fahrrad- und Semesterticket-Stadt. Was glauben Sie, wieviel die pro Semester an Gebühren zahlen möchten, damit stadtfremde Besucher dann noch eleganter die städtischen Parkgebühren umgehen können? ;-)
@All:
Es ist alles sehr komplex und jeder Vergleich hinkt, also auch die meinen.
Ich bitte daher auch zu bedenken das es sich in diesem Blog und der sich entwickelnden Diskussion ebenso verhält wie in der Realität.
Die Personen, Personenkreise die verursachen und oder von diesen Ursachen betroffen sind, reden nicht einmal mit. Kommen nicht zu Debatten usw. usf..
Derweil ist alles was ich hier feststelle lediglich die „Einzelmeinung“ eines Pseudo-Akademikers (weil viele US Titel nicht unserem hiesigen Standard entsprechen).
Derweil habe ich also lediglich offen beschrieben wie sich Dinge auch darstellen können. Es ist ein weiterer Blickwinkel einer Person die sich seit Jahren bemüht Vorurteile auf allen Seiten ab-, und Verständnis für andere Blickwinkel aufzubauen.
Kaputte Parkhäuser und Reagenzgläser hin, Fahrräder und Versicherungen her. In Deutschland existiert schlicht keine Bildungslobby. Bildung? Iss’en det? Kann man dit essen?
Hier sind es die Studien-, an anderer Stelle ist es die illegale Einführung von Buchgebühren für den Bereich der Grundschulbildung. In Deutschland ist Bildung Sache des Einzelnen, nicht der Gemeinschaft. Ick lern doch nich für det jezocks da. Mene Alten ham jesacht ick lern für mich allene. So ist det, klar? Die andern sollen ma wegbleiben, die Spinner.
Dann noch die fast schon absurde Versicherungsgebühr für Reagenzgläser, ohne das sich wer die Mühe gemacht hätte zu recherchieren wie viel „Schaden“ die Studierenden wirklich[tm] fahrlässig in Person angerichtet haben. Immerhin. Fällt eine Kiste mit den Dingern im Gang im Gedränge um, könnte man ja auch fragen warum dieses Gedränge überhaupt geherrscht hat, bzw. ob solcherlei „Unfälle“ nicht das normale Risiko im Universitätsbetrieb widerspiegeln usw. usf..
Doch schon in meinen eigenen paar Wänden fechte ich fast schon täglich den Kampf gegen den Einfluss an, den eine plastikartige angebliche Sozialgemeinschaft auf meinen Nachwuchs ausübt (und davon habe ich nicht gerade wenig). Diese ach so soziale Gemeinschaft empfindet es nämlich als gänzlich unschicklich, spießig oder gar „bürgerlich“ (mittlerweile ein Schimpfwort), wenn man Bildung mag, bzw, ihr eine gesteigerte Priorität zugesteht. Diese sehr ernst nimmt, weil sie aus unserer Sicht der Dinge, eine Investition in uns selbst darstellt.
Eines von tausenden Fallbeispielen:
Am Gymnasium wurden immer mehr sehr komplexe Aufgabenstellungen zeitlich derart stark eingeschränkt, dass eine Erarbeitung über der Note -befriedigend- nur noch unter stetiger Zuhilfenahme von IT bzw. Internet möglich war. Als ich das Direktorium wie auch den Lehrkörper darum bat auszuführen, wie finanziell schwache Eltern ihren Kindern dies technischen ermöglichen sollen, wurde mir entgegengeworfen das es sowohl am Gymnasium als auch an den öffentlichen Bibliotheken Internetzugänge und dementsprechende Ausrüstung gebe. Als ich versuchte die betroffenen Eltern gegen diese billige Aussage zu mobilisieren, wurde ich mit der Aussage konfrontiert was denn an einem -befriedigend- so verwerflich sei. Derweil könnten die Kinder ja in der Schule solcherlei Inhalte erarbeiten. Klar. In genau der Zeit in der ihre „reicheren“ Klassenkameraden um die Häuser ziehen und Spass haben. Also habe ich meine Bemühungen eingestellt und mir gesagt „Was soll’s? Die wollen es halt so.“. Jetzt, zwei Jahre später, sind genau diese feinen Leute am Jammern, dass ihre Brut gegenüber meiner schlechter gestellt ist, weil wir uns das leisten und sie nicht. Hallo? Geht’s noch? Hatte ich euch nicht gesagt ihr dürft das nicht zulassen? Derweil interessiert die feinen Bürger natürlich nicht, dass wir damals nicht in Urlaub gefahren sind, sondern das Kapital in Technik investiert haben (bei der Menge läppert sich das…).
Tja. So läuft das in unserer ach so scheinheiligen heuchlerischen Republik. Erst engagierst du dich für diese Leute und als Ergebnis dessen, gibt es einen gepflegten Schlag auf den Hinterkopf. Danke sehr!
Und auf der anderen Seite? Da geben Bekannte von mir € 2000,- und mehr, pro Kind und Monat aus, um sich diesem Konflikt, dieser stetigen Erziehung der Gemeinschaft komplett zu entziehen. Denn mehr ist es ja nicht. Der Disput wird nicht mehr gesucht, mit denen die Bildung und die Bemühung darum nicht respektieren können oder wollen. Manchmal wünschte ich wir hier könnten ebenso verantwortungs- und gewissenlos handeln. Uns dieser asozialen Lebensgemeinschaft auch derart simpel entziehen und sagen: „Wenn euch Bildung nicht wichtig ist. Bitte!“, „Dann seht halt zu was ihr davon habt“. Doch könnte ich dann dem eigenen Nachwuchs noch in die Augen sehen und feststellen: „Ihr seit Teil dieser Lebensgemeinschaft!“. Wohl kaum…
Abschließend:
Es mag nicht genehm sein, es mag anstoßen. Aber in meinen Augen gehört jeder Bürger der seinem Kind nicht fundamental vermittelt wie wichtig Bildung für unser gesamtes Leben ist (also von der Wiege bis zur Bahre), zur sog. bildungsfernen u./o. resistenten Schicht. Die sollen gefälligst Gebühren bezahlen, auch wenn diese dann für „Pillepalle“ zum Fenster hinaus geworfen werden, wenn kein anderes ordentliches Argument mehr „zieht“. Denen kommt man mit ordentlicher Argumentation schlicht nicht mehr bei. Denen ist der nächste Urlaub viel wichtiger, als zumindest die Karrieremöglichkeiten des eigenen Nachwuchses. Und natürlich nehme ich insofern auch billigend in kauf, dass es wieder einmal die Falschen trifft.
Denn meine Lebenserfahrung (auch die der eigenen Verwandtschaft) sagt mir: Jene die es wirklich schaffen wollen, die werden auch weiterhin alle Hürden nehmen, jedes Hindernis überwinden und sich ihren Platz erobern.
Ein naher Verwandter: Hauptschule, Ausbildung als Fernsehtechniker, Realschulabschluss und allgemeine Hochschulreife via Abendschule, dann neben der Arbeit Dipl. in Politologie, Soziologie und Psychologie. Nicht gerade das Ideal, aber er wollte es offensichtlich wirklich…
Derweil in eigener Sache:
Wir suchen nach wie vor Personen (Titel und Fachgebiet sind unerheblich) die bereit sind sich unserem Ansinnen von politisch und wirtschaftlich freier Lehre und Forschung anzuschließen. Denn so wie bisher kann sollte es nicht weitergehen. Man sieht ja wo uns das hinführt…
Gruß
@Michael: „Titel und Fachgebiet sind unerheblich“ aber „Pseudo-Akademiker“ sind auch nicht recht. Es ist nun zwar nicht eindeutig, wer damit gemeint war, aber mit „Bildungslobby“ hatte es wohl nicht viel zu tun. Nach Absonderung derartiger Wertschätzungsurteile halte läge mir nichts ferner als mich einem „Ansinnen […] anzuschließen“.
@DrNI:
Ein Mitglied des Stadtrates der mich von einer öffentlichen Diskussion zum Thema „Bildungsverantwortung in der Moderne“ ausschließen wollte, betitelte mich derart, um mich in den Augen der Organisatoren, den anwesenden Eltern und Presse zu diskreditieren.
Eine Schuldirektorin stellte zu meinem Erstaunen fest, dass auch eines ihrer Kinder einen Titel in FR erworben hätte, der in Deutschland ohne Abitur nicht anerkannt würde.
Spannend an dem Sachverhalt ist vor allen anderen Dingen die Borniertheit einiger Verwaltungs-Gesinnungstäter, die scheinbar mehr Wert auf die Erlangung der Hochschulreife legen, als auf die in der Folge erarbeiteten Inhalte.
Bei dem Sohn der o.g. Direktorin handelt es sich um einen in Frankreich erworbenen Titel aus dem Bereich Wirtschaft, der Inhaltlich offenbar dem hiesigen Volkswirt entspricht. Dies wird von der Verwaltung nicht einmal abgestritten (eine diesbezügliche schriftliche Stellungnahme, liegt sogar vor). Doch ohne „Deutsches“ Abitur, ist dieser Titel hierzulande schlicht nichts Wert (bei mir stellt sich das ähnlich dar). Was für ein Irrwitz…
Ich bitte dich den Text oben etwas genauer zu lesen.
Gruß
Ich lasse jetzt mal die vielen hochwertigen Kommentare außer Acht und reagiere nochmal frisch auf den schönen Beitrag. Ich selbst, gerade frisch gebackene Absolventin, bin angehörige der bildungsfernen Schicht und habe mich für mein Studium hoch verschuldet. Weil in den letzten beiden Semestern für’s Arbeiten keine Zeit mehr war, wurde neben BAFöG auch der Bildungskredit der KfW nötig. Studiengebühren konnte ich in Hessen durch ein LTH-Darlehen finanzieren, insgesamt 1500 Euro. Und heute muss ich das hier lesen: http://www.derwesten.de/nachrichten/nachrichten/campus-und-karriere/2008/12/12/news-97381147/detail.html Das ist wirklich erbärmlich. Man verschuldet sich hoch für Studiengebühren und dann weiß keiner wohin damit.
@Hilla:
Das ist tatsächlich bitter für Studenten, die sich – wie Du aus eigener Erfahrung berichtest – für die Aufbringung der Studiengebühren verschulden mußten. Die Tatsache, daß z.T. weniger als die Hälfte der Erlöse aus den Gebühren für die ja versprochenenen Verbesserungen investiert wurden, ist wirklich mehr als ärgerlich.
Eigentlich hätte (stelle ich gerade fest) gesetzlich geregelt werden müssen, daß die Gebührenerlöse spätestens nach meinetwegen 24 Monaten ausgegeben werden müssen. Für längerfristige Projekte und große Baumaßnahmen (wofür offensichtlich das Geld teilweise zurückgestellt wird) muß das Geld einfach aus anderen Töpfen kommen.
Wir sind an dem Desaster selber Schuld. Wir müssen endlich begreifen, dass nur wir all dies ändern können. Über das Wie sollte diskutiert werden, nicht mehr länger über das Ob…
Ohne zum Thema beizutragen muss ich mich jetzt doch dagegen wehren, dass hier ständig von Reagenzgläsern gefaselt wird. Dafür sind die EUR 200 sicher nicht. Wir sind ja keine Alchemisten mehr! Als Chemiker kommt man schon mit recht teurer Gerätschaft in Kontakt, oder es macht die Masse wenn ein ganzes Labor ausbrennt. Als Arbeitnehmer ist man durch den Arbeitgeber versichert. Als Student hat man besser eine Haftpflicht. Die kostet aber weniger.
Ich erinner mich, dass es bei uns „Materialkostenbeiträge“ gegeben hat. Davon werden aber auch die Chemikalien bezahlt, die die Studenten verbraten. Das war übrigens schon so bevor es Studiengebühren gab. Stellt sich die Frage ob ein Chemiestudent, nur weil er ein teureres Studium absolviert dafür zur Kasse gebeten werden darf. Aber wenn nicht, würde dem Politologen vielleicht sein ganzer Studiengang zusammengestrichen.
Ach ja, wie kamenin schon angedeutet hat: Mit Absicht macht man nichts kaputt. Schon weil man die ganze stinkende Sauerei aufwischen muss…manchmal sind wir halt doch noch Alchemisten ;o)